Wust, Prof. Dr. Peter

Prof. Dr. Peter Wust
* 28.08.1884 in Rissenthal/Kreis Merzig-Wadern
† 03.04.1940 in Münster/Westfalen
Vater: Jakob Wust, * in Nickweiler
Mutter: Anna, geb. Fexmer, * in Rissenthal

Biografie

Der „Philosoph von Münster“, Peter Wust, wurde am 28. August 1884 als ältestes von elf Kindern eines armen Siebmachers in Rissenthal geboren. Der Vater hatte eine zeitlang in Simmern bei dem Kaufmann Verkoyen gedient. Bei ihm hatte er das Handwerk des Siebmachers erlernt, war dann bei seinem Hausiererhandel 1882 nach Rissenthal gekommen, wo er die junge Anna Fexmer kennen lernte und 1883 heiratete. Hier kam Peter 1884 zur Welt. Es folgten dann noch zehn Kinder, von denen fünf in frühester Jugend starben.

Jakob Wust, ein frommer Mann, beschäftigte sich mit Bibel, Katechismus, Predigt und Liturgie. Bei einem Besuch der Heimat seines Vaters ging Peter Wust, wie er sich ausdrückte, „die Wege seiner Vorfahren nach, dieser Menschen, die fast denkerhaft grüblerisch und dabei so seinsfromm und gläubig und so sinngeborgen und arbeitsam gelebt haben.“ Wust betonte später einmal, dass die Loslösung vom Boden der Heimat viel Kraft und Willensanstrengung gekostet habe und dass das eigentliche Dauerglück des heimatlichen Verwurzeltseins nach seinem Weggang ein für allemal vorbei gewesen sei.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Trier studierte er an den Universitäten Berlin, Straßburg und Bonn. Dort promovierte er 1914 über das Thema „John Stewart Mills Grundlegung der Geisteswissenschaften“ zum Dr. phil. und war dann 20 Jahre lang Gymnasiallehrer. Weitere Schriften folgten: „Die Auferstehung der Metaphysik“ (1920), „Naivität und Pietät“ (1925), „Die Rückkehr des deutschen Katholizismus aus dem Exil“ (1926), „Die Krisis des abendländischen Menschentums“ (1927) und „Die Dialektik des Geistes“ (1928). 1930 erhielt er den Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie an die Universität Münster in Westfalen.

Mittlerweile hatte dieser außergewöhnliche Geist seinen Weg zur Theologie unterbrochen, um ihn über die Philosophie wiederzufinden. Er betrieb diese jetzt als Existenzphilosophie. „Wurzelsucher der Existenz“, Erkenner und Bekenner, Erwecker einer neuen Metaphysik des Geistes hat man ihn genannt. Eine bleibende philosophische Leistung ist sein 750-Seiten-Werk „Die Dialektik des Geistes“.

Die hohe Anerkennung, die er unter Philosophen als Wissenschaftler und als Mensch in seiner Zeit genoss, kommt in vielen Urteilen zum Ausdruck. So schreibt Theodor Litt: „Den Eindruck, den ich von seiner Persönlichkeit empfing, ist immer der gleiche geblieben: ein reicher und kluger Geist, gepaart mit einem Gemüt, das seine wahrhaft kindliche Reinheit und Arglosigkeit niemals verloren hat; dazu ein Charakter, der sich durch keinerlei Lockerungen und Drohungen von seinem Wege abbringen ließ, für den er sich einmal entschieden hatte.“ Sein Gesamtwerk erschien 1964 in zehn Bänden im Verlag Regensburg in Münster/Westfalen.

Wiederholt zog es ihn in die Heimat seiner Väter, auf den Hunsrück. Im August 1938 verbrachte Wust einige Tage auf Einladung von Pater Dr. Josef Günster, der ihn in Münster während seiner dortigen Studien einmal besucht hatte, in der Ordensschule Ravengiersburg. Von dort aus besuchte er die im Umkreis liegenden Stätten seiner Ahnen, Nickweiler, Simmern und Argenthal, die hier arbeitsam gelebt haben, und hier fühlte er sich in seinem Menschsein selber noch getragen von den Kräften seiner Vorfahren.

1982 wurde in Losheim im Saarland die internationale Peter Wust-Gesellschaft gegründet, eine „Vereinigung zur Pflege des geistigen Erbes des Hochschullehrers, Saarländers und Europäers“. Sie hat sich die Pflege des geistigen Erbes des Philosophen von Münster zum Ziel gesetzt, durch Veranstaltungen, Publikationen, Sorge um das Geburtshaus, Aufbau und Förderung des Peter Wust-Archivs, Benennung von Schulen, Institutionen und Straßen nach Peter Wust und das Studium seines Werks an Hochschulen.

Gegen Ende 1937 erkrankte Peter Wust an Gaumenkrebs. Dem Hunger ausgeliefert und der Sprache beraubt, starb dieser überragende Denker und Philosoph am 3. April 1940 in Münster und wurde auf dem Friedhof in Mecklenbeck bei Münster begraben. Die Platte des Grabes trägt die Inschrift: Aus dem Wirklichkeits-Traum durch Ungewissheit und Wagnis in den Wirklichkeits-Raum der Geborgenheit in Gott.

Literatur

  • Raimund Jakobs, Peter-Wust-Gedächtniswoche aus Anlaß des 90. Geburtstages am 28. August 1974, Mettlach 1974.
  • Brief des Josef Wust (Rissenthal) vom 8.12.1983 an den Verfasser.
  • Jürgen Wichmann, Peter Wust aus Rissenthal, Trier 1984.
  • Mitteilung der Peter Wust-Gesellschaft in Merzig/Saar 1984.
  • Willi Wagner, Chronik von Nickweiler, Meisenheim 1985.

Willi Wagner, Ohlweiler
Heft 129 | Stand: 06/2005