† 12.12.1924 in Bielefeld
Vater: Heinrich Tesch (Mühlenbauer)
Mutter: Maria Elisabetha, geb. Ulrich
Biografie
Peter Tesch wurde in Keidelheim als zweiter Sohn des Mühlenarztes Heinrich Tesch geboren. Dem Besuch der Volksschule in Kümbdchen und der Höheren Schule in Simmern folgte von Ostern 1871 bis Juli 1874 die Ausbildung an der Präparandenanstalt auf dem Schmiedel. Parallel übernahm er bereits die Schulstelle in Nannhausen. Es schloss sich das Lehrerseminar in Neuwied an (1874 bis 1877), wo Tesch am 24. August 1877 die Erste Lehrerprüfung ablegen konnte. Nur kurz war er an der altstädtischen Schule in Kreuznach tätig, dann kam er im November 1877 als vierter Lehrer an die Schule in Heddesdorf bei Neuwied, wo er bis 1879 blieb. Danach wurde er, noch vor der Zweiten Lehramtsprüfung am 9. Oktober 1879, als kommissarischer Seminarhilfslehrer an das Seminar zu Rheydt in die Lehrerbildung berufen, für einen solch jungen Lehrer eine ungewöhnliche Auszeichnung.
Vom 1. Januar 1880 bis zum 30. Juni 1888 war er dort definitiv angestellt. 1880 erschien sein erstes Werk über „Die Normalwortmethode“, die er (später als „Stammdingwortmethode“) zeit seines Lebens vehement propagierte; sie setzt beim Lesenlernen im Gegensatz zur Buchstabier- oder Lauttiermethode beim ganzen Wort an. Weitere Veröffentlichungen folgten: „Ursprung und Entwicklung der Sprache“ (1882) und „Vorbereitungen zur Behandlung deutscher Gedichte“ (1888). Am 24. März 1882 legte Tesch die Mittelschullehrerprüfung in Französisch und Latein, am 13. November 1882 die Rektorprüfung für Schulen mit fremdsprachlichem Unterricht ab. Am 28. August 1883 heiratete er Johanna Stroedter, am 4. Juni 1884 kam die einzige Tochter Milly zur Welt. Nebenher besuchte Tesch die Gewerbeschule in Düsseldorf, um zum Lehrer für Fortbildungsschulen ausgebildet zu werden. Vom 1. Juli 1888 bis zum 31. Mai 1892 war er an der Höheren Töchterschule und am Lehrerinnen-Seminar in Neuwied tätig. In dieser Zeit erschienen die Werke „Die Geschichte der Methoden des ersten Leseunterrichts“ und „Die Lehre vom Gebrauch der großen Anfangsbuchstaben“.
Nächst Station war vom 1. Juni 1892 bis 1899 das Seminar in Hilchenbach. Auch hier publizierte er fleißig: Die „Deutsche Fibel“ (1894), die hunderttausendfach gedruckt wurde, und „Der deutsche Sprachunterricht im ersten Schuljahr“ (1894). 1896 besuchte Tesch sechs Wochen lang das Collège in Brüssel zur Fortbildung. Am 1. Januar 1900 wurde er zum Seminar-Oberlehrer ernannt und an das Seminar in Petershagen versetzt, wo seine zweibändige „Deutsche Grammatik“ entstand, sein vielleicht bedeutendstes Werk. Am 11. Mai 1903 wurde Peter Tesch nach Herford versetzt und mit der Gründung und Leitung des Seminars und der Präparanden-Anstalt beauftragt. Hier konnte er seine Vorstellungen einer modernen Persönlichkeitsbildung und autonomer Pädagogik („Erziehung in Freiheit“) umsetzen, die sich vom alten Untertanengeist grundlegend unterschieden.
Gewissenhaftigkeit und Menschlichkeit prägten sein Wirken. Am 7. Februar 1905 übernahm er das Amt des Vertrauensmannes der König-Wilhelm-Stiftung für erwachsene Beamtentöchter. Ende 1909 wurde Tesch der Rang der Räte vierter Klasse und der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen. Weiterhin widmete er sich der Herausgabe von Lesebüchern und Fibeln und der Lehrerfortbildung und -prüfung. Am 1. Oktober 1912 wurde er zum Kreisschulinspektor im Nebenamt ernannt. Eine Geldspende zur Hochzeit seiner Tochter (1913) brachte er in eine Stiftung ein, die den Seminaristen zu Gute kam. Während des Krieges übernahm er weitere verschiedene Ehrenämter, die 1917 mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichnet wurden. Gegen den Protest seiner Seminaristen wurde Tesch am 30. September 1922 pensioniert und starb schon am 12. Dezember 1924.
Der Einfluss von Peter Teschs pädagogischer Arbeit war enorm. Von den von ihm ausgebildeten Lehrern wurde er als Erzieher geschätzt und verehrt. Noch zu seinem 100. Geburtstag trafen sie sich 1957 und gaben ihm zu Ehren ein Festbuch heraus.
Literatur
- [Karl Odenbach – Hrsg.], Peter Tesch zum 100. Geburtstag am 17. Mai. Festbuch zum Treffen der früheren Schüler des Herforder Seminars 1957, Herford i.W. 1957.
- Willi Wagner, Keidelheim, Geschichte eines Dorfes im Külztal, Keidelheim 1993, S. 225-228.
Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 148 | Stand: 09/2011