Die Geschichte der Orgelbauerfamilie beginnt – im Gegensatz zur Darstellung bei Bösken – mit Michael Stumm (* ca. 1670, † nach 1741), der sich nach einer Lehre als Goldschmied und dem Gewinn einer Orgel bei einer Lotterie dem Orgelbau zuwandte. Nach dem Vorbild von Jakob Irrlacher errichtete er 1714 als Meister seine eigene Werkstatt in Sulzbach bei Rhaunen. Kennzeichnend für seine Arbeit sind französische Einflüsse, so vor allem die Einteilung in Hauptwerk und Rückpositiv. In Münstermaifeld entstand 1722 seine erste Orgel, danach viele weitere (u.a. Rhaunen 1723, Hottenbach 1737, Sulzbach 1746).
Die nächste Generation wirkte von Sulzbach und Kastellaun aus. Wichtigste Vertreter waren Johann Philipp Stumm (* 24.08.1705, † 27.06.1776), Johann Nikolaus Stumm (* 06.12.1706, † 21.10.1779 in Kastellaun) und Johann Heinrich Stumm (* 24.04.1715, † 23.08.1788). In den Arbeiten dieser Generation (u.a. Simmern, Josephskirche 1753 und Stephanskirche 1767, Enkirch 1761, Irmenach 1776) fällt vor allem die Verschiebung des Spieltischs an die Seite und die Verwendung des Rückpositivs als Echowerk auf. Johann Nikolaus war neben seinem Beruf als Orgelbauer Amtsschöffe und Gastwirt in Kastellaun.
In der dritten Generation änderte sich an Form und Stilistik der Orgeln (u.a. Hennweiler 1791, Kleinich 1809, Hasselbach 1780) kaum etwas. Ihre Vertreter sind Johann Philipp Stumm (* 07.10.1734, † 13.06.1814), Johann Michael Stumm (* 24.09.1732), Johann Franz Stumm (* 12.03.1748, † 22.04.1826) und Friedrich Carl Stumm (* 09.08.1744, † 04.12.1823).
In der vierten Orgelbauergeneration blieben die Gehäuse dem Spätbarock verpflichtet (u.a. Allenbach 1832, Trittenheim 1840), klassische Gehäuse kamen kaum vor (u.a. Treis 1836). Aus dieser Generation zu erwähnen sind Carl Stumm (* 17.08.1783, † 23.11.1845) und Franz-Heinrich Stumm (* 08.08.1788, † 26.01.1859).
In fünfter Generation mit den Vertretern Friedrich Carl Stumm (* 06.12.1819, † 26.11.1891) und Georg Karl Ernst Stumm (* 31.05.1824, † 08.07.1869) werden die Gehäuse im Stil meist neuromantisch oder neugotisch. Wichtige Werke sind u.a. Bubach 1852, Beulich 1853 und Stipshausen 1861.
Die sechste Generation konnte keine stilistischen Akzente mehr setzen. Sie wird durch Friedrich Stumm (* 09.04.1846, † 13.12.1921) und Karl Stumm (* 17.09.1847, † 23.07.1930) vertreten. Werke sind u.a. Ev. Kirche Sargenroth 1886, Ober Kostenz 1891, Niederhosenbach 1896. 1920 wurde die Firma geschlossen. Sie war ein ausgesprochener Familienbetrieb, der nicht auf Gesellen angewiesen war.
Schon 1890 hatte sich die siebte Orgelbauergeneration (Gustav Stumm, * 1855, † 1906, und Julius Stumm, * 1858, † 1885) von der Sulzbacher Werkstatt getrennt und in Kirn niedergelassen. Gebaut wurden Orgeln mechanischer und pneumatischer Traktur. Diese Firma schloss bereits 1906. Teile der Werkstatt wurden an die Orgelbauerfamilie Gebrüder Oberlinger in Windesheim verkauft, welche die Tradition des Hunsrücker Orgelbaus fortsetzte. Auch Fabian Stumm, Nachfahre von Gustav Stumm, betreibt heute wieder das Orgelbauhandwerk und knüpft damit an die alte Familientradition in nunmehr neunter Generation an.
Literatur
- Franz Bösken, Die Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach und ihr Werk, Mainz 1981 (Sonderdruck der Mainzer Zeitschrift, Jg. 1955, 1960).
- Hermann Brucker, Die Hunsrücker Orgelbauerfamilie Stumm, in: Hunsrücker Heimatblätter 25 (1971), S. 517-521.
- Willy Mathern, Aus der Geschichte der Orgelbauerfamilie Stumm in Rhaunen-Sulzbach, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 1976, S. 82-85.
- Freundliche Mitteilung von Herrn Erich Henn, Idar-Oberstein, vom Oktober 2009.
Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 148 | Stand: 03/2012