Ströher, Friedrich Karl

Friedrich Karl Ströher
* 03.09.1876 in Irmenach
† 14.12.1925 in Irmenach
Vater: Peter Ströher
Mutter: Susanna Katharina, geb. Herberts

Biografie

Siebzehnjährig, nach Besuch der Volksschule und einer Stubenmalerlehre, verließ Friedrich Karl Ströher sein Heimatdorf Irmenach, um Dekorationsmaler zu werden. Seine Lehrer hatten bereits früh seine außergewöhnliche Begabung im Malen erkannt,
seine Eltern waren dagegen unglücklich, dass ihr Sohn bereits in so jungen Jahren sein Elternhaus verließ.

Auf seiner Wanderung durch viele Städte Europas kam Ströher auch nach Halle. Dort besuchte er die Zandersche Malschule. Bald führte ihn sein Weg über München nach Zürich, damals die toleranteste Stadt in Europa und Zufluchtsort der Linken aus Deutschland. Neben der Ausbildung in der Kunstakademie, wo er die gängigsten Stilrichtungen in der Kunst: Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko und Jugendstil kennen lernte, machte er sich auch mit sozialistischem und anarchistischem Gedankengut (Bakunin, Kropotkin) vertraut. Er las begeistert Nietzsche und Tolstoi. Bei seinen Besuchen in Irmenach diskutierte er mit dem Vater politische Thesen, die sich bald im Dorf herumsprachen.

Ströher war nun ausgebildeter Dekorationsmaler. Die Eltern meinten, er habe nun genug gelernt. Aber Ströher, immer noch auf finanzielle Hilfe angewiesen, wollte jetzt Maler werden. Seine erste Etappe war Paris. Hier hielt er sich von 1901 bis ca. 1905 auf und studierte an der dortigen Akademie Colarossi. Ströher malte jetzt impressionistisch/ pointillistisch und vervollkommnete sich im Aktzeichnen. Er stellte neben Künstlern der Avantgarde wie Cézanne, Picasso, Rousseau usw. in der Société Nationale des Beaux Arts in Paris aus. Er malte in Südfrankreich und in Spanien; denn er ist – wie die Impressionisten – ein Maler des Lichts und der leuchtenden Farben.

Von 1905 bis 1911 war Ströher Meisterschüler an der Kunstakademie Berlin bei Arthur Kampff. Auch hier stellte er in der Berliner Secession neben bedeutenden Malern wie Max Liebermann, Wilhelm Leistikow, Max Slevogt, Lovis Corinth u.a. aus. Wie in Paris konnte er auch in Berlin nichts verkaufen. Während des Ersten Weltkrieges war er Soldat, hatte aber die Möglichkeit, sich mit der Bildhauerei zu beschäftigen. 1922, anlässlich einer Ausstellung seiner Bilder bzw. Bildhauerarbeiten, lernte er seine Frau Charlotte kennen. Nach der Hochzeit lebten beide in Irmenach im neuerbauten Atelierhaus. 1922 wurde der Sohn Peter geboren. Die Irmenacher nannten Ströher „Faulenzer“, einige sogar „Bürgerschreck“, weil er am Wiesenrand hockte und malte, während sie, die Bauern, hart arbeiteten. Sie bezeichneten seine Malweise als Kleckserei. Kein Bild konnte verkauft werden.

Bereits 1925 starb Ströher mit 49 Jahren. Seine um 19 Jahre jüngere Frau hielt sein künstlerisches Erbe in Ehren und arrangierte zahlreiche Ausstellungen. 2005 brachte der Sohn Peter den gesamten Nachlass seines Vaters in eine Stiftung ein. Die Kunstsammlung Ströher wird im Simmerner Schloss (Hunsrückmuseum) in einer eigenen Etage präsentiert. Auch ein Ströher-Freundeskreis besteht seit 1988 in Simmern.

Quellen

  • Kunst und Künstler in Rheinland-Pfalz, Bd. 7: Friedrich Karl Ströher (1876-1925), Speyer 1978, S. 3-35.
  • Ute Casper, Ströher – ein Malerleben, filmische Erzählung 2005.
  • „Ströhers Werk in treuen Händen“, in: Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 12.12.2005, S. 31.
  • Lebenserinnerungen des Malers Friedrich Karl Ströher 1876-1925, bearb. von Dieter Merten u.a., mit Beiträgen von Wilhelm Lategan, Klemens Kroh, Wolfgang Heinemann und Fritz Schellack, herausgegeben vom Freundeskreis des Werkes von Friedrich Karl Ströher und dem Hunsrück-Museum Simmern, Simmern 2004.

Ingrid Hollmann, Bengel
Heft 132 | Stand: 01/2007