Schneider, Paul

Paul Schneider und Familie
* 29.08.1897 in Pferdsfeld
† 18.07.1939 im KZ Buchenwald bei Weimar
Vater: Gustav-Adolf Schneider
Mutter: Elisabeth, geb. Schnorr

Biografie

Als „einfacher, bäuerlicher Pfarrerssohn“, wie er sich selbst charakterisierte, wurde Paul Schneider am 29. August 1897 als zweiter von drei Söhnen des Pfarrers Gustav-Adolf Schneider und der Elisabeth, geb. Schnorr, in Pferdsfeld geboren. Nach der Volksschulzeit besuchte er zunächst das Gymnasium in Bad Kreuznach, später, nach der Versetzung des Vaters nach Hochelheim, das Gymnasium in Gießen.

1914 verstarb die Mutter. Am 29. Juni 1915 bestand Paul Schneider das Notabitur und meldete sich danach als Kriegsfreiwilliger. Am 16. März 1916 an der Ostfront schwer verwundet, wurde er nach der Genesung an der Westfront eingesetzt, wo er die Schlacht um Verdun miterlebte. 1918 wurde zum Leutnant der Reserve ernannt.

Nach Kriegsende studierte er in Gießen, Marburg und Tübingen, wo er in seinem Kosthaus seine spätere Ehefrau Margarete Dieterich kennen lernte, Evangelische Theologie. 1922 bestand er das Erste Theologische Examen. Ein bewusster Arbeitseinsatz führte ihn anschließend ins Bergwerk und an Hochöfen in Dortmund-Aplerbeck und -Hörde, bevor er dem Vater für wenige Monate aushalf. Es schlossen sich das einjährige Predigerseminar in Soest, das Zweite Examen im Oktober 1923 und eine Tätigkeit bei der Stadtmission in Berlin an.

Ende Januar 1925 wurde Paul Schneider in Hochelheim ordiniert. In Essen-Altstadt nahm er danach seine erste Stelle als Hilfsprediger an. Im Januar 1926 erlitt der Vater während der Predigt einen Schlaganfall, an dessen Folgen er verstarb. Auf Bitten seiner Gemeinden konnte Paul Schneider im September 1926 die Nachfolge antreten.

Im Oktober 1933 wurde Schneider, der sich der „Bekennenden Kirche“ angeschlossen hatte, zunächst wegen einer röhmkritischen Predigt, wenig später erneut wegen kritischer Äußerungen zu einem Goebbelsartikel und zu den „Deutschen Christen“ beurlaubt und schließlich im Mai 1934 auf eigene Bewerbung in die Pfarrei Dickenschied/Womrath zwangsversetzt. Hier ereignete sich der nächste Zwischenfall mit den NS-Organen am 12. Juni 1934 bei der Beerdigung des Hitlerjungen Moog in Gemünden, als sich Schneider den am Grab ausgesprochenen Hinweis des NSDAP-Kreisleiters, Moog sei nun in den himmlischen Sturm Horst Wessel eingegangen, zweimal energisch verbat. Erstmals wurde er daraufhin für eine Woche in Simmern in „Schutzhaft“ genommen.

Die zweite Verhaftung folgte vom 16. bis 19. März 1935 in Kirchberg, als er eine Erklärung an den Reichsinnenminister zum Verzicht auf die Abkündigung eines Aufrufs der zweiten Synode der Bekennenden Kirche nicht unterschrieb. Nach weiteren Widerstandshandlungen wurde Schneider am 31. Mai 1937 von der Gestapo verhaftet, bis zum 24. Juli in Koblenz inhaftiert und dann ins Rechtsrheinische abgeschoben.

Als er trotz des Verbots nach Dickenschied zurückkehrte, wurde er am 3. Oktober 1937 erneut eingesperrt und im November zur Zwangsarbeit ins KZ Buchenwald verlegt. Hier wurde er für viele Mitgefangenen als „Prediger von Buchenwald“ zum Hoffnungsträger.

Nach unsäglichen Quälereien und einem furchtbaren Martyrium wurde Schneider, dessen Sondergerichtsverfahren am 10. Juni 1938 eingestellt worden war, am 18. Juli 1939 umgebracht. Die Leiche wurde zur Beerdigung freigegeben. Mehrere hundert Trauernde nahmen an der ergreifenden Beisetzung in Dickenschied teil. Bis heute ist Paul Schneider ein Vorbild für den gerechten Kampf gegen Unrecht und den christlich motivierten Widerstand gegen den Totalitarismus geblieben.

Literatur

  • Albrecht Aichelin, Paul Schneider. Ein radikales Glaubenszeugnis gegen die Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus (Diss.), Gütersloh 1994.
  • Paul Schneider, Der Prediger von Buchenwald. Das Martyrium Paul Schneiders, herausgegeben von Margarete Schneider, 2. Auflage, Neuhausen-Stuttgart 1985.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 135 | Stand: 02/2008