Oertel, Friedrich Wilhelm Philipp alias W. O. von Horn

Friedrich Wilhelm Philipp Oertel alias W. O. von Horn
* 15.08.1798 in Horn
† 14.10.1867 in Wiesbaden
Vater: Peter Paul Oertel
Mutter: Caroline, geb. Wolff

Biografie

Als Sohn des evangelischen Pfarrers Peter Paul Oertel lebte Wilhelm Oertel die ersten sechs Jahre in seinem Geburtsort Horn, bis sein Vater nach Bacharach versetzt wurde. Dort wurde er, da durch eine Krankheit körperlich behindert, von einem Privatlehrer unterrichtet. Nach acht Jahren wurde der Vater nach Manubach versetzt. Hier wurde Wilhelm Oertel durch seinen Vater und den älteren Bruder, Friedrich Oertel, Pfarrer im Nachbarort Oberdiebach, weiter unterrichtet. 1815 ging er mit 17 Jahren nach Heidelberg, um Theologie zu studieren. Am 15. August 1819 erhielt er durch seinen Vater die Weihe zum heiligen Amt. Kurz danach starb sein Vater, und Wilhelm Oertel übernahm die Pfarrstelle in Manubach. Im Jahre 1822 heiratete er Antonie Henriette von Saint George aus Weilburg. Von 1823 bis 1834 kamen sechs Kinder zur Welt. Durch seine Behinderung konnte Wilhelm Oertel die ihm zustehenden Weinberge und Felder nicht bewirtschaften, sein Pfarrersalär war aber recht knapp. So fi ng er an, für Tageszeitungen Aufsätze zu schreiben, um seine fi nanziellen Verhältnisse aufzubessern. Nach einigem Erfolg versuchte er sich als Schriftsteller. Seine Erstwerke, historische Romane, die er unter dem Pseudonym F. W. Lips (Friedrich Wilhelm und die rheinische Kurzform von Philipp) schrieb, waren wenig erfolgreich.

Im Jahre 1835 erhielt er die Superintendentenstelle in Sobernheim, verbunden mit der Schulaufsicht. Beansprucht durch seine neuen Ämter kam er in den ersten Jahren kaum noch zum Schreiben. Als er jedoch 1845 unter dem neuen Pseudonym W. O. von Horn (Wilhelm Oertel von Horn, seinem Geburtsort) den Roman Friedel veröffentlichte, kam sein schriftstellerischer Durchbruch. Auf Anraten einiger Persönlichkeiten aus dem kirchlichen und öffentlichen Leben gab er ab 1846 einen Jahreskalender, Die Spinnstube, heraus, die neben einem Kalendarium und wichtigen Markttagen Erzählungen, Belehrungen und Rätsel enthielt. Sie wurde ebenfalls ein großer Erfolg und war trotz für damalige Zeiten hoher Auflagen immer schnell vergriffen. Ludwig Richter, der bekannte Maler und Illustrator, illustrierte die Spinnstube (ab 1858) sowie weitere Werke Oertels. Von 1858 bis 1865 gab er eine Monatsschrift unter dem Titel Die Maje heraus. In all den Jahren schrieb Wilhelm Oertel noch 75 Jugendbüchlein und zum Schluss ein sehr aufwändiges und schönes Werk: Der Rhein, Geschichten und Sagen seiner Burgen, Abteien, Klöster und Städte in rotem Ledereinband mit 36 Stahlstichen.

Nach seiner Pensionierung zog Wilhelm Oertel 1864 nach Wiesbaden, wo er 1867 verstarb.

Literatur (Auswahl)

  • Hugo Oertel, W. O. von Horn, ein wahrer Freund des Volkes, Wiesbaden 1868.
  • G. Walter Diener, W. O. von Horn als Heimat und Volksschriftsteller (Dissertation), Bonn 1967.
  • Karl-Richard Mades, W. O. von Horn, der Heimat- und Volksschriftsteller, Argenthal 1998.
  • Christina Niem, W.O. von Horn, Ein moralischer Erzähler und Kalendermacher vom Mittelrhein, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde XLIV (1999), S. 143-154.

Karl Richard Mades, Manubach
Heft 127 | Stand: 01/2005