Obentraut, Hans Michael Elias von („Der Deutsche Michel“)

Portrait und Totenschild von Hans Michael Elias von Obentraut („Der Deutsche Michel“)
* 02.10.1574 in Heddesheim (heute Guldental)
† 25.10.1625 in Seelze
Vater: Barthel von Obentraut
Mutter: Anna Apollonia Schenkin von Schmidtburg

Biografie

Wohl kaum eine Person ist in der rheinischen, fast kann man sagen in der deutschen Geschichte mit dem Beinamen DER DEUTSCHE MICHEL so bekannt geworden wie Hans Michael von Obentraut; unter den überlieferten Porträts auch als nobilitas homo oder GENERALE DEL REX CHRISTIANO QUARTO IN DENEMARK bezeichnet. Trotzdem ist es schwer, eine lückenlose Biografie aufzustellen. Immer wieder werden Geschehnisse oder auch Aussprüche von ihm in zwei Versionen angeboten.

Es beginnt bereits mit dem Geburtsort. Zuerst hielt man die Stromburg über der Stadt Stromberg dafür, dann aber reklamierte Heddesheim den Geburtstermin für sich. Dort lebte nämlich der Vater, Barthel von Obentraut. Dieser wurde von 1581 bis 1610 als kurfürstlicher Rat Amtmann auf der Stromburg, so dass erst von diesem Termin an der junge Obentraut auch dort weilte. Über Ausbildung und Studium ist nichts bekannt, und so wird dieser Teil seines Lebens mit „vermutliches Studium“ bezeichnet. Sehr früh trat er in den Militärdienst seines Landesherrn, Friedrich V., der allerdings bald die Königskrone in Böhmen verlor und als „Winterkönig“ asylsuchend durch die Länder Europas irrte. Damit war auch die militärische Laufbahn, die 1605 als Rittmeister mit 200 Pferden begonnen hatte, sich 1620 zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges als Oberst über eine Truppe mit 500 Pferden und zahlreichen erfolgreichen und siegreichen Gefechten fortsetzte, zu Ende.

Mit den Resten seiner Abteilung schlug er sich als Söldnerführer in den nun beginnenden Kriegswirren nach Norddeutschland durch und trat dort als Generalleutnant und Reiterführer in die Dienste des dänischen Königs Christian IV. Sein Gegner wurde Feldherr Tilly, Befehlshaber der kaiserlichen Truppen und der in der „Liga“ vereinigten deutschen Fürsten.

Bei Seelze, wenige Kilometer westlich von Hannover, trafen die Parteien in einer blutigen Schlacht aufeinander. Obentraut wurde hier von einer Kugel getroffen. Tilly soll, als er von der Verwundung seines Gegners erfuhr, das Gefecht abgebrochen haben und den zu Tode Verwundeten, den man in eine Kutsche gebettet hatte (andere Version: „Im Alten Krug“), mit einem Feldscher aufgesucht haben. Dort fielen dann die durch die gesamte Geschichtsliteratur überlieferten Worte von Obentrauts „In solchen Gärten pflückt man solche Rosen“. Nach einer anderen Überlieferung der französische Satz: „Tel pre (Wiese, Schlachtfeld) tel lis (Lilien)“. Auch soll er mit letzter Kraft noch die Worte hervorgestoßen haben: „Tilly – das Reich – das Reich“. Schon kurz nach dem Tod des Reitergenerals ließ ihn sein Bruder nach Hannover überführen und dort in der Ägidienkapelle beisetzen.

In Seelze aber, heute mitten im Stadtgebiet, erhebt sich, ebenfalls vom Bruder veranlasst, ein Sandsteinobelisk des Bildhauers Jeremias Sutel (1588-1631). Eine Gedenktafel trägt die lateinische Inschrift, die übersetzt wie folgt lautet:

GOTT DEM BESTEN GRÖSSTEN GEWEIHT/
DIESES DENKMAL DEM UNERSCHROCKENEN
SEHR EDELEN UND HELDENHAFTEN HERREN
JOHANNES MICHAEL VON OBENTRAUT/ RHEINISCHER
RITTER DER KÖNIGLICH DÄNISCHEN
MAJESTÄT CHRISTIAN IV GENERAL-LEUTNANT
DER REITEREI/ DER HIER AM TAGE DES MARS
25. OKTOBER 1625 TAPFER FÜR VATERLAND
UND FREIHEIT FIEL

Weitere Erinnerungsstücke liegen in der Marktkirche in Hannover in einer Glasvitrine, und an der Wand hängt der Totenschild mit dem Obentraut’schen Wappen (in Weiß die roten Pfähle unter einem mit drei goldenen Lilien belegten blauen Schildhaupt) und die Kopie eines Kirchenbucheintrages: „Hanß Michell von Obentraut von May zu December General Leutenandt über die Cavallerey v (und) Oberst, welcher ist Ao 1625 den 25 8bris vor Seelse geblieben. in s. georgen Kirche auffs Chor begraben, uff Junker Conradt Niclaß von Obentraut (Bruder) provision den 28. Febr…“

Der Beiname DEUTSCHER MICHEL hat zu allerlei Deutungen geführt. Sicherlich ist nicht damit der bereits im 16. und im 19. Jahrhundert in Karikaturen gezeichnete deutsche Michel mit der Schlafmütze gemeint, der einen bestimmten Menschentypus darstellte, der Ungebildete gegenüber den Gelehrten, andererseits aber auch der Ehrliche, der Geradlinige.

Auch der Erzengel Michael wurde in die Diskussion einbezogen. 1701 hieß es in einem Werk, nachdem vorher schon der Name Michael Germanicus gebraucht war, die gegnerischen spanischen Truppen hätten ihn respektvoll MIGUEL ALEMAN genannt. Seit 1732 steht der Beiname im Lexikon.

Literatur

  • Gustav Schellack, Wo der Deutsche Michel starb und wo er begraben liegt, in: Hunsrücker Heimatblätter Nr. 103 (1997), S. 99-107.
  • Robert Schmitt, Stromberg. Die Stadt am Soonwald, Trier 1971, S. 70-75.
  • Willy Mathern, Männer des Hunsrücks und Nahelandes, Trier 1952, S. 200-202.
  • Wilfried Sasse, Vom Deutschen Michel, in: Seelzer Geschichtsblätter 1994.
  • Uwe Anhäuser, Sagenhafter Hunsrück, Briedel 1994, S. 109-111.

Gustav Schellack, Mengerschied
Heft 133 | Stand: 05/2007