† 21.11.1936 in Simmern
Vater: Friedrich Wilhelm Kossuth
Mutter: Anna, geb. Tredl
Biografie
Benjamin Kossuth engagierte sich auf vielen Ebenen zum Wohle seiner Hunsrücker Zeitgenossen und nachfolgender Generationen. Dass er daneben auch noch in seinem Beruf als Pfarrer vorbildlich wirkte, verstand sich bei seiner durchweg positiven Lebenseinstellung ganz von selbst.
Vater Friedrich Wilhelm, ebenfalls Pfarrer, kam aus Prag ins protestantische Preußen. Sohn Benjamin war sechstes Kind, aber der erste in der neuen Heimat geborene Sprössling. Nach dem Abitur 1883 begann er sein Studium der „Evangelischen Theologie“ in Tübingen, wechselte dann nach Bonn. Nach Studienende 1866 fand Kossuth seine erste seelsorgerische Anstellung als Hilfsprediger in Ellern. Nach der Pensionierung des Vorgängers Peter Kaiser (1888) übernahm er die Pfarrei, und zwei Jahre später heiratete er Kaisers Tochter Maria. Der Ehe entsprossen drei Kinder.
Fast ein halbes Jahrhundert blieb Benjamin Kossuth seinen Schäfchen in Ellern, Mörschbach und Wahlbach erhalten. Der „praktizierende Christ“ und „kein Mensch, von denen zwölf auf ein Dutzend gehen“ (O-Ton des Superintendenten Ernst Gillmann) hing nicht an alten Zöpfen, auch wenn sie seit Menschengedenken Bestandteil des kirchlichen Gemeindelebens waren. Dabei kam ihm auch das vom Vater ererbte freiheitlich-demokratische Verständnis zustatten. Dem engagierten Pfarrer lag die Bildung seiner „Dörfler“ am Herzen, und bereits 1895 eröffnete er in Ellern eine ländliche Fortbildungsschule für die aus der Schule Entlassenen. 1909 rief er eine „Volksbibliothek“ ins Leben.
Dabei gingen seine Aktivitäten weit über Ellern und Mörschbach hinaus. Wer und was war diese markante Persönlichkeit für den Hunsrück? Sein langjähriger Weggefährte Richard Oertel charakterisierte ihn so: „Keinen Pfarrer wird es auf dem Hunsrück geben, der so (…) mit der Bevölkerung verwachsen war (…) kein Pfarrer ist so auf dem Hunsrück bekannt (…) hat die knorrige Eichenart des Hunsrückers, der seine Gefühle still in der Brust verschließt.“
Der „Rheinische Pfarrerverein“ war eigentlich sein Kind, genauso wie das ehemalige Evangelische Krankenhaus in Simmern. Er hat den „Hunsrücker Bauernverein“ mit aus der Wiege gehoben und zählte zu den Mitbegründern des „Hunsrücker Geschichtsvereins“. Seine außerordentliche Heimatverbundenheit ließ ihn allen Ernstes Pläne ersinnen, wie die im 18. Jahrhundert an den Niederrhein ausgewanderten Hunsrücker wieder nach Hause umgesiedelt werden könnten.
Der Pfarrer galt als Hunsrücker Original. Vom Schreiben hielt er nicht viel, umso mehr von fesselnden Reden voller Treffsicherheit und geistreichem Humor. Manche seiner Anekdoten wurden zu Legenden – so wie diese: „Frauen sind wie Krawatten, erst wenn man sie am Hals hat, merkt man, ob sie einem passen.“ Benjamin Kossuth sprühte vor Ideenreichtum, vor Energie. Er hatte eine regelrecht instinktive Witterung für das Notwendige und war seiner Zeit um Längen voraus. Viele erkannten und verstanden seine Visionen nicht, dennoch ließ er sich kaum von seinem Weg abbringen. Anlässlich seines Todes war in der Presse ein Nachruf zu lesen: „Er war kein Mensch des Durchschnitts und des gewöhnlichen Maßes. Das wird man nach seinem Hinscheiden besser erkennen als man es zu seinen Lebzeiten konnte.“
Seine Pfarrei Ellern benannte 1994 das neue evangelische Gemeindehaus nach dem bedeutenden Hunsrücker Pfarrer „Benjamin-Kossuth-Haus“.
Quellen
- Dieter Diether: Ein Pfarrer für den Hunsrück. Argenthal 1994.
Dieter Diether, Rheinböllen
Heft 123 | Stand: 12/2003