† 21.11.1803 in Mainz (hingerichtet)
Vater: Heinrich Klein, ein „fremder Mann“, früherer Husar
Mutter: Maria Margaretha N.
Biografie
Philipp Jakob Klein kam 1768 in Wickenrodt als Sohn des Holzhauers Heinrich Klein und der Maria Margaretha zur Welt. Da sein Vater unter dem Regiment Nassau als Husar gestanden hatte, wurde Philipp Klein „Husaren-Philipp“ genannt. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Am 26. November 1793 heiratete er Maria Katharina Schüßler (* 5. November 1775 in Göttschied), Tochter von Johann Peter Schüßler und dessen Ehefrau Apollonia Elisabeth. In mehreren Gemeinden war er Feldschütz, 1799 und 1800 in Niederalben, zuletzt 1801 in der Gemeinde Dickesbach; alle Gemeinden bescheinigten ihm einen guten Leumund und ein hervorragendes Betragen.
Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen schloss sich Klein, der den berüchtigten „Schinderhannes“ (Johann Bückler) früh kennen gelernt hatte und ihm wohl freundschaftlich verbunden war, dessen Bande an und beteiligte sich im Januar 1800, nach einer Verschwörung im Hause von Heinrich Gimbel in Kirchenbollenbach, mit mindestens weiteren 14 Personen am Überfall auf den Müller Horbach (Antesmühle bei Schmidthachenbach) und am brutalen Überfall und an der Ermordung von Peter Riegel in Otzweiler. Seine konkrete Rolle bei diesen Überfällen konnte allerdings nie geklärt werden. Da „Schinderhannes“ ihn in Mainz beim Verhör als einen seiner Komplizen denunziert hatte, wurde er, gerade nach Verbüßung einer wegen Bettelei und Diebstahls beim Hirten zu Mörschied vom Gericht Birkenfeld ausgesprochenen, 17-monatigen Haftstrafe aus dem Arbeitshaus Gent am 23. September 1802 entlassen, zu Anfang Dezember 1802 in Krummenau erneut verhaftet. Am 18. Dezember 1802 erließ der Kirner Friedensrichter Nicolaus Becker Haftbefehl und überstellte ihn Ende Dezember 1802 an das Mainzer Spezialgericht, das die „Schinderhannesbande“ aburteilte. Eines Diebstahls beim Bürger Koch aus Veitsrodt war er verdächtig, konnte jedoch nicht überführt werden. Klein leugnete jegliche Beteiligung an den Verbrechen, verstrickte sich jedoch in Widersprüche, wurde zum Tode verurteilt und am 21. November 1803 hingerichtet.
Von scheinbar geringer Intelligenz, fiel er den Prozessbeobachtern nach dem Urteilsspruch durch seine besondere Gefühlskälte auf („als ob ihn alles nichts angienge“). Uwe Anhäuser vermutet wohl zu Unrecht, dass es sich bei der Verurteilung des „Husaren-Philipps“ möglicherweise um einen krassen Justizirrtum handelte, mit Hilfe dessen sich die lokalen Behörden eines unbequemen Zeitgenossen entledigten.
Berühmt wurde der „Husaren-Philipp“, weil er Ende April 1800 im Auftrag des „Schinderhannes“, der ihm hierfür sechs Batzen versprach, in Weierbach im Gasthof des Metzgers Johann Jakob Fritsch die Bänkelsängerinnen Margarethe und Juliana, Töchter des Musikanten Johann Nikolaus Blasius, ansprach und zu einem Treffen mit „Schinderhannes“ am Dollberg in der Nähe des Niederreidenbacher Hofes überredete. Von dieser Zeit an war „Julchen“, die „Schinderhannes“ an Ostern 1800 (13./14. April) auf dem Wickenhof kennen gelernt hatte, dessen Geliebte.
Literatur
- Uwe Anhäuser, Husarenphilipp frühstückte in aller Ruhe, in: Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 28. Januar 2003.
- Udo Fleck, Die Mainzer Voruntersuchungsakten gegen die Schinderhannes-Bande, S. 691-703 (CD-ROM).
- Freundliche Mitteilungen von Erich Henn und Dr. Mark Scheibe.
Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 143 | Stand: 06/2010