Gillmann, Ernst Karl

Ernst Karl Gillmann
* 22.08.1890 in Raumbach
† 22.06.1966 in Simmern
Vater: Georg Philipp Gillmann (Landwirt)
Mutter: Auguste, geb. Wolff

Biografie

Ernst Gillmann ist bis heute als ein gerechter, aufrechter und gütiger Mann, der sich zeitlebens für die Unterdrückten und Schwachen und die Belange seiner Heimat eingesetzt hat, im Hunsrück lebendig geblieben. Ihm zu Ehren wurde das Haus der ev. Kirche am Römerberg am 13. März 2004 in einem Festakt in „Ernst-Gillmann-Haus“ umbenannt.

Ernst Gillmann wurde am 22. August 1890 in Raumbach als ältester Sohn des Landwirts Georg Philipp Gillmann und dessen Ehefrau Auguste geb. Wolff geboren. An die Schulausbildung in Raumbach, Meisenheim (Lateinschule) und Birkenfeld (Gymnasium) und das Universitätsstudium in Tübingen, Erlangen, Marburg und Bonn schloss sich der Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg an, in dem Gillmann als Leutnant mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet wurde. 1919 legte er das erste, 1920 das zweite theologische Examen ab. 1921 in der Schlosskirche in Meisenheim zum Pfarrer ordiniert, versah er seine erste Pfarrstelle in Weiler bei Monzingen (auch noch später signierte er deshalb seine Beiträge in „Glaube und Heimat“ stets mit GW = Gillmann Weiler!). 1929 übernahm er das Pfarramt von Simmern-Holzbach und wurde 1932 zum Superintendenten des Kirchenkreises Simmern gewählt.

In der NS-Zeit hatte Gillmann die schwersten Belastungsproben zu bestehen. Selbst nicht Mitglied der Bekennenden Kirche, stellte er sich doch vor seine Pfarrer, die diesem Bund zur Hälfte angehörten. Sein Eintreten für Pfarrer Schneider und sein Kontakt zu jüdischen Mitbürgern brachten ihn noch stärker in Konflikt mit den Machthabern. Eine zeitweilige Absetzung als Superintendent (1934) musste auf Druck der Pfarrer und Gemeinden zurückgenommen werden. Er wurde im Hetzblatt „Der Stürmer“ angeprangert, am 12./13. November 1938 wurde sein Haus von SA-Schergen angegriffen, die Fenster eingeworfen und Gillmann durch Steinwürfe verletzt.

Nach dem Krieg setzte sich Gillmann für den Ausgleich und die Versöhnung mit den früheren NS-Anhängern ein. Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Linderung der Not der deutschen Kriegsgefangenen im Lager Bretzenheim und die Organisation des Hilfswerks der Nordfranzösischen Zone. Mit der katholischen Kirche stand er in gutem Einvernehmen.

1945 ließ er das Sonntagsblatt für die Oberrheinischen Synoden „Glaube und Heimat“ wieder aufleben und wurde bis Mitte der 60er Jahre dessen Schriftleiter. In Simmern galt sein Augenmerk der Renovierung der Stephanskirche und der Epitaphien und dem Neubau des evangelischen Gemeindehauses. Er organisierte die „Hunsrücker Kirchentage“ und die 400jährigen Erinnerungsfeiern an die Reformation von 1557, gab 1954 das richtungsweisende Werk „Unsere Kirche im Rheinischen Oberland“ heraus und gehörte den Vorständen des Ev. Krankenhauses und des Kinderheims Schmiedel an.

1959 trat Gillmann in den Ruhestand, 1961 erhielt er ob seiner Verdienste das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Er starb am 22. Juni 1966, die Beerdigung fand am 27. Juni nach einem Trauergottesdienst in der Stephanskirche unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt.

Ernst Gillmann war verheiratet mit Maria geb. Heckert und hatte vier Kinder: die Töchter Lotte, Annemarie und Ruth sowie den Sohn Ernst, der später ebenfalls Pfarrer wurde.

Literatur

  • Reinhold Engelmann/Gustav Kley, Pfarrer Ernst Gillmann, Hörer, Verkünder und Täter des Wortes, in: Gemeindebrief der ev. Kirchengemeinden Simmern-Altweidelbach-Holzbach 2/2002, S. 11-16.
  • Reinhold Engelmann/Gustav Kley, Pfarrer Ernst Gillmann (1890-1966), in: Hunsrücker Heimatblätter 120 (2003), S. 585-591.
  • Gg., Der Pfarrer und Superintendent Ernst Gillmann, in: Biochronik, Band I, herausgegeben von Karl Georg Böhmer, Simmern 1966, S.388f.
  • Freundliche Mitteilungen von Frau Ruth Spering.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 144 | Stand: 04/2010