Freiligrath, William Wolfgang

William Wolfgang Freiligrath
* 08.09.1847 in London
† 03.08.1936 in Külz
Vater: Ferdinand Freiligrath
Mutter: Ida, geb. Melos

Biografie

Das Leben William Wolfgang Freiligraths war noch ungewöhnlicher und bewegter als das seines berühmten Vaters, des Lyrikers der deutschen Einheit Ferdinand Freiligrath. Geboren wurde er am 8. September 1847 in London, wohin sein Vater über Belgien und die Schweiz hatte flüchten müssen, und erhielt die Namen William (nach William Shakespeare) und Wolfgang (nach Goethes Enkel Wolfgang, der zugleich sein Pate war). Bis 1864 besuchte er die Universitätsschule, war danach Volontär in einem Speditionsgeschäft und Juniorclerk bei der Metropolitanbank.

1866 erlernte er in Köln die Gerberei und nahm 1870 als Freiwilliger der Bonner Sanitätskolonne am Deutsch-Französischen Krieg teil. 1871 hielt er sich wegen einer schweren Lungenerkrankung bei den Eltern in Stuttgart auf. 1872 begab sich Freiligrath nach den USA, wo er 1873 Mary Eastman heiratete. Hier wurde der einzige Sohn Otto geboren, der später in London lebte. Das Leben in den USA brachte vielfältige Tätigkeiten und Erlebnisse: Freiligrath war in Buffalo in einem Leder- und Häutegeschäft tätig, lebte unter Chippeway- und Sioux-Indianern, unternahm einen großen Ritt am Oberlauf des Missouri in Dakota, gründete ein eigenes Geschäft in Minnesota, erwarb eine Silbermine und arbeitete als Grenzer in Arizona. 1875 begab sich Freiligrath wegen der Erkrankung seiner Frau zu den Eltern nach Cannstatt, im folgenden Jahr starb sein Vater. Freiligrath kehrte in die USA zurück, investierte mit seinem Bruder Percy in eine Goldmine in Kalifornien und verlor dabei sein gesamtes Vermögen.

Dadurch war er gezwungen, als einfacher Lohnempfänger zu arbeiten, zunächst bei einem Lachsfischer in der Humboldt-Bai, dann beim Bau der Nordpazifikbahn. Als seine Frau 1890 starb und in London beigesetzt wurde, kehrte Freiligrath nach Deutschland zurück.

Er lebte in Düsseldorf bei seiner Mutter und seinem Bruder. Beim Jagddienst bei Julius von Bemberg-Flamersheim geriet Freiligrath in Kontakt mit Förster Mittnach aus Bubach und lernte den Külzer Förster Scholz kennen. 1893 zog er zu diesem, und damit begann seine zweite Lebensphase in Külz im Hunsrück, wo er endlich Ruhe und Zufriedenheit fand. Als passionierter Jäger arbeitete er als Jagdpfleger und übernahm 1901 zusammen mit Heinrich Scherer selbst die Neuerkircher Jagd.

Später zog er zu den Nachkommen von Förster Scholz, der Familie Peter Schmitt. Täglich unternahm er seine Wald- und Pirschgänge, nach dem Ersten Weltkrieg zusammen mit dem jungen Förster Riemann. Bei der Bevölkerung im Külztal war er bekannt und beliebt, doch niemand vermutete in ihm das Glied einer in der deutschen Literatur bekannten Dichterfamilie. Erst 1925 wurde er von Walter Kolb, dem späteren Oberbürgermeister Frankfurts, der damals beim Landratsamt in Simmern tätig war, aufgespürt. Die „Wiederentdeckung“ des Sohnes von Ferdinand Freiligrath führte zu einem großen Presseecho. Reporter und Journalisten tauchten in Külz auf und berichteten entrüstet über Freiligraths einfaches Leben, mit dem dieser aber sehr zufrieden war.

Die große Aufmerksamkeit, die Wolfgang Freiligrath jetzt fand, führte 1925/26 zu zahlreichen Einladungen zu den verschiedensten Gedenkfeiern. So nahm Freiligrath im August 1925 am Republikanischen Tag des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Mainz teil, im März 1926 an der Gedenkfeier zum 50. Todestag seines Vaters am Freiligrath-Denkmal in Rolandseck und im Juli 1926 am Republikanischen Tag in Soest. Am 3. August 1936 ist Wolfgang Freiligrath fast 89jährig in Külz gestorben. Beerdigt wurde er auf dem Külzer Friedhof. 1980 wurde das Grab eingeebnet.

Quellen / Literatur

  • Achim R. Baumgarten, Külz, Gestern und Heute, 2 Bände, Külz 2002, S. 871-874.
  • Gustav Schellack und Willi Wagner, Neuerkirch, ein Dorf im Hunsrück. Vergangenheit und Gegenwart, Neuerkirch 1986 (Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins Nr. 17), S. 213f.
  • Bundesarchiv Koblenz, BSG 5 (Nachlass William Wolfgang Freiligrath).

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 134 | Stand: 11/2007