Camphausen, Gottfried Ludolf

Gottfried Ludolf Camphausen
* 10.01.1810 in Hünshoven/Kreis Geilenkirchen
† 03.12.1890 in Köln
Vater: Gerhard Gottfried Camphausen
Mutter: Wilhelmine, geb. Peuchen

Biografie

Nach Schulzeit und Lehre trat Ludolf Camphausen 1821 in das väterliche Handelsunternehmen ein, das er später mit seinem Bruder August erweiterte: eine zweite Ölmühle in Köln (1826), ein Getreidehandel und ein Bankhaus (1840) kamen hinzu. Schon früh betätigte sich Camphausen politisch mit dem Ziel, Köln zur Wirtschaftsmetropole des Rheinlandes zu machen. 1831 bis 1837 und 1839 bis 1847 war er Mitglied der Kölner Stadtrats, 1833 bis 1837 und 1839 bis 1847 in der Handelskammer (ab 1839 als Präsident), 1843 und 1845 als Vertreter Kölns Mitglied der Rheinischen Provinziallandtage. Besonders engagiert war Camphausen auf den Gebieten der Eisenbahn (Rheinische Eisenbahn von Köln nach Antwerpen, Köln-Mindener Eisenbahn, Köln-Bonner Eisenbahn), der Binnenschifffahrt (Leitung der Kölner Dampfschleppschifffahrtsgesellschaft „Colonia“ ab 1841), der Presse und der Versicherungswirtschaft.

In seinen Reden plädierte er für die Pressefreiheit, eine moderate Zollpolitik und eine staatliche Förderung von Produktion und Schifffahrt; zum Scheitern verurteilt war sein Eintreten für private Notenbanken. Aus humanitären Gründen forderte er die Abschaffung der Mahl- und Schlachtsteuer zu Gunsten einer Einkommensteuer für alle, wobei für die Steuerhöhe das Prinzip der Selbsteinschätzung gelten sollte. Als einer der Führer des rheinischen Liberalismus neigte Camphausen der gemäßigten Richtung zu: zwar forderte er 1845 eine reichsständische Verfassung und 1847 die Periodizität des Vereinigten Landtags, dem er angehörte, arbeitete ansonsten aber mit der Regierung zusammen.

1848 von König Friedrich Wilhelm IV. mit der Regierungsbildung beauftragt, bildete er am 29. März sein Ministerium, das aber nur bis zum 20. Juni 1848 bestand. Den Posten des Ministerpräsidenten und Außenministers in Frankfurt lehnte Camphausen ab und wurde im Juli 1848 preußischer Bevollmächtigter bei der provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt (bis 22. April 1849). Es schlossen sich die Mitgliedschaft in der Ersten Preußischen Kammer (1850-51), im Erfurter Parlament (1850) und im Preußischen Herrenhaus (1861-1890) an.

Obwohl er sich anschließend aus dem politischen Leben (1868 auch aus dem Geschäftsleben) zu naturwissenschaftlichen, v.a. astronomischen Studien zurückgezogen hatte, wurde der partei- und fraktionslose Altliberale 1867 in den Wahlkreisen Düsseldorf 6 und 12 sowie Koblenz 4 (Kreuznach-Simmern) in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. Hier sollte er die Interessen der Menschen der Hunsrückregion vertreten, doch fand er nie eine Bindung zu seinen dortigen Wählern. Für den Hunsrück blieb seine Abgeordnetentätigkeit bedeutungslose Episode.

Gottfried Ludolf Camphausen, Wirklicher Geheimer Rat, Träger des Roten Adlerordens I. Klasse mit Eichenlaub, seit 1860 Dr. phil. h.c. der Universität Berlin, verheiratet mit Elise, geb. Lenssen, starb am 3. Dezember 1890 in Köln.

Nachlass

Der Nachlass befindet sich im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv.

Literatur

  • Erich Angermann, Camphausen, in: Neue Deutsche Biographie, Band 3, S. 112-115.
  • Anna Caspary, Ludolf Camphausens Leben, Stuttgart und Berlin 1902.
  • Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867-1870, bearbeitet von Bernd Haunfelder und Klaus Erich Pollmann, Düsseldorf 1989, S. 92, 388.
  • Wippermann, Camphausen, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 47, S. 425-428.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 126 | Stand: 01/2005