† 06.04.1892 in Alterkülz
Vater: Professor Dr. med Ernst Bartels
Mutter: Dorothea, geb. Herold
Biografie
Seinen jugendlichen Wunsch, Missionar zu werden, musste Georg Bartels wegen einer fast hoffnungslosen Krankheit aufgeben. Den ersten Unterricht erhielt er durch Hauslehrer, besuchte Gymnasien in Breslau und Marburg und begann danach ein Theologiestudium in Berlin, das er in Bonn fortsetzte. Dort legte er 1834 das 1. theologische Examen und nach kurzer Tätigkeit als Hauslehrer in Ehrenbreitstein das 2. Examen ab. Im August 1835 kam er als Vikar nach Steeg /Rhein, nachdem sein Wunsch „auf eine Hunsrücker Ökonomiestelle als für einen Berliner ad acta gelegt wurde“. Hier heiratete er Luise Philippine Faust; drei Kinder wurden geboren.
Viele Krankheiten zwangen ihn, seinen Dienst (2. Sonntagspredigt) zu reduzieren. Eine Stelle in Niederhausen/Nahe wurde ihm verweigert. Dafür erhielt er am 24. April 1840 eine Versetzung nach Mayen/Eifel. Beide Stellen hatten seine Vermögensverhältnisse stark aufgebraucht, nachdem die Familie sich durch weitere drei Kinder vergrößert hatte, so dass er nach einer „landwirtschaftlichen Pfarrei suchte, wo es die Möglichkeit gab, die vielen Hände der Familie, wenn auch in bäuerlicher Weise, ihr Brot verdienen zu laßen, während es in den anderen Stellen zum Bissezählen hätte kommen müßen“. Schließlich nahm er eine mit einem großen landwirtschaftlichen Besitz in Alterkülz/Hunsrück an. Neben dem regulären Pfarrdienst musste er seine umfangreiche Landwirtschaft mit Äckern, Wiesen, einem großen Garten und vielen Tieren als Lebensgrundlage bearbeiten, was er allerdings mit zwei Knechten, einer Magd und den helfenden Händen seiner Familienangehörigen (5 Söhne, 4 Töchter) bewerkstelligte. Immerhin saßen täglich bis zu 14 Personen am Tisch. Trotzdem fand er Zeit, ein umfangreiches Studium der Theologie, der Landwirtschaft und der Medizin zu betreiben. Stark beeinflusst wurde er von dem sich damals ausbreitenden Gedanken der Inneren Mission, d.h. der Sorge um Arme, Kranke, Verlassene und Verwaiste.
In einem dafür gegründeten Rettungshaus-Verein wurde er Vorsteher, und es entstand am 1. Oktober 1851 im Filialdorf Michelbach auf seine Initiative hin ein Pflegehaus als eine erste Unterkunft für verwahrloste Kinder und aus dieser Keimzelle die spätere Rettungsanstalt „Auf’m Schmiedel“ bei Simmern.
Seine weit über die Grenzen der Pfarrei und des Hunsrücks erlangte Bedeutung erfuhr er jedoch als Heilkundiger. Ein bei ihm tätiger Vikar berichtet von der fast unglaubliche Besucherzahl von 6.000 pro Jahr. Er diagnostizierte, beriet und behandelte die zahlreichen Patienten, die in seinem Haus vorsprachen, die zu Fuß, mit Kutschen und Wagen von weit her anreisten, indem er Rezepte für Tees, Tinkturen und Salben aus den Apotheken in Kirchberg, Kastellaun und Simmern aufschrieb. Da er keine Honorare nehmen durfte, war eine Almosenbüchse aufgestellt, in die freiwillige Spenden gegeben werden konnten.
Die Verwendung der Gelder für Kranke und Hilfsbedürftige führte zur Bildung eines COMITÉS FÜR KRANKENPFLEGE, das sich zur Aufgabe setzte, „Kranke ohne Unterschied der Konfession“ zu unterstützen. Für Landwirte, die durch den Verlust von Vieh betroffen waren, rief Bartels ein sogenanntes VETERINÄRALMOSEN ins Leben. Es wurde aus den Kirchenkollekten an den Gelöbnistagen (3. Oster- und Pfingsttag ), die nach einer schlimmen Viehseuche in Alterkülz eingeführt worden waren, finanziert. Seine Beschäftigung mit der Landwirtschaft und das Eintreten für neue Anbaumethoden und Pflanzenzüchtungen machten ihn für mehrere Jahre zum Vorsteher für die Sektion Ackerbau und zum Direktor der Lokalabteilung Simmern des Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen.
Schließlich wählte man ihn von 1855 an als Vertreter des Hunsrücks in das Berliner Abgeordnetenhaus. Sein bisheriges Amt übernahm Pfarrer Reuß aus Dickenschied und er wurde dessen Stellvertreter. Die überaus großen Verdienste für seine Gemeinde veranlassten das Presbyterium, im März 1892 eine BARTELS-STIFTUNG in Höhe von 2700 Mark zu begründen. Das bisherige Siechenalmosen in Höhe von 191,61 Mark wurde dort als Kapital festgelegt Hinzu kam ein RESERVEFONDS DER BARTELS-STIFTUNG. Pfarrer Karl Georg Bartels verstarb am 6. April 1892 im hohen Alter von 83 Jahren und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 9. April auf dem Friedhof in Alterkülz beigesetzt.
Quellen und Literatur
- Archive der Evgl. Kirchengemeinde Alterkülz (Boppard) und der Ev. Synode Simmern (Kirchberg).
- Sonntagsblatt Glaube und Heimat Nr. 48/ 1936.
- Albert Rosenkranz, Das Evangelische Rheinland, Düsseldorf 1958, Bd. Die Pfarrer, S. 20.
- Karl Röhrig, 50 Jahre Rettungsanstalt auf dem Schmiedel, 1851-1901, Selbstverlag der Rettungsanstalt 1901.
- Intelligenz-Blatt für den Kreis Simmern und seine Umgebung (1852, 1855).
Gustav Schellack, Mengerschied
Heft 127 | Stand: 06/2005