Auler, Carl Lorenz

Carl Lorenz Auler
* 08.05.1854 in Simmern
† 02.11.1930 in Ulm
Vater: Carl Jacob Auler
Mutter: Elise, geb. Stierle

Biografie

Carl Lorenz Auler wurde 1854 als erstes von vier Kindern geboren – in der elterlichen Wohnung, wie es im standesamtlichen Geburtseintrag heißt. Der Vater stammte aus Simmern, die Mutter aus Kreuznach.

Carl Aulers Elternhaus liegt in der Oberstraße in Simmern, ein Geschäftshaus, in dem der Großvater von Carl, Lorenz Auler, das Geschäft L. Auler jun. begründet hatte.

Carl Auler wuchs zusammen mit drei Geschwistern in Simmern auf. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er zur Höheren Bürgerschule. Zum Erwerb eines geeigneten Abschlusses verließ Carl Auler Simmern und setzte seine schulische Ausbildung in Neuwied und in Köln fort. Im Herbst 1871 legte er am Realgymnasium in Köln das Abitur ab.

Im gleichen Jahr begann Carl Auler seine militärische Ausbildung als Einjährig-Freiwilliger im Westfälischen Pionierbataillon Nr. 7. Nach zwei Jahren wurde er Offizier. Er besuchte die Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule in Charlottenburg und war danach in verschiedenen Stellungen des Ingenieur- und Pionierkorps tätig. 1882 wurde Carl Auler der Festungsbehörde Ulm zugeteilt, deren Leitung ihm später übertragen wurde.

1882 lernte er in Ulm Marie Fanny Charlotte Wieland kennen, mit der er zwei Jahre später die Ehe schloss. Vier Söhne wurden den Eheleuten in den folgenden Jahren geboren, von denen zwei jung verstarben.

Carl Auler hatte zwischenzeitlich eine neue Aufgabe als Direktionsmitglied der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule in Charlottenburg übernommen. Im Jahre 1901 eröffnete sich für Carl Auler mit seiner Berufung in die Türkei als Kaiserlich-Osmanischer Divisionsgeneral und Instrukteur für das Ingenieur- und Pionierwesen ein neues berufliches Betätigungsfeld. Seine Aufgaben umfassten – zusammen mit anderen deutschen Offizieren und Instrukteuren – die Entwicklung reformerischer Konzepte zum Ausbau im türkischen Heerwesen.

In die Zeit seiner Tätigkeit in der Türkei fällt der vom damaligen Sultan Abd ul Hamid II. (Regierungszeit 1876-1909) initiierte Bau der Hedschasbahn, einer Pilgerbahn von Damaskus zu den heiligen Stätten des Islam, Medina und (geplant:) Mekka. Carl Auler wurde durch den Sultan in eine Kommission berufen, die die Bahnstrecke in den Jahren 1904 und 1907 auf den bis dahin fertig gestellten Teilstrecken bereiste und begutachtete.

In der Zeit seiner Tätigkeit als Offizier und Reformer in der Türkei wurde Carl Auler – wie auch anderen im osmanischen Reich verdienten ranghohen Persönlichkeiten – vom Sultan der Titel „Pascha“ verliehen.

Nach sieben Jahren ersuchte Carl Auler um seine Entlassung und trat im Sommer 1908 als Oberst wieder in die deutsche Armee ein. Nach mehreren Dienstjahren als Inspekteur in Königsberg und Straßburg wurde er an die Spitze der 1. Ingenieurinspektion in Berlin berufen und 1912 zum Generalleutnant befördert.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden Carl Auler Truppenverbände in Frankreich unterstellt. Als General der Infanterie schied er mit 64 Jahren im August 1918 aus dem Militärdienst aus. Für eine Nobilitierung wegen seiner Verdienste, wie sie auf Vorschlag des deutschen Kaisers an ihn herangetragen wurde, konnte Carl Auler nicht gewonnen werden.

Die Jahre des Ruhestandes verbrachte Carl Auler in Ulm, der Heimat seiner Frau. Dort starb er 76-jährig am 2. November 1930. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zu seiner Simmerner Familie hielt Carl Auler bis in seine letzten Jahre aufrecht und war in dieser Zeit auch zu Besuch in Simmern und in seinem Elternhaus in der Oberstraße bei der Familie seines Cousins Louis Auler.

Quellen / Literatur

  • Karl Wagner, General der Infanterie Karl Auler aus Simmern, in: Hunsrücker Heimatkalender 1934 (5. Jg.), S. 78-81.
  • Hans Ludwig Becker, Eine Bildwidmung aus dem Jahre 1908 für den Jugendfreund aus Simmern, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2001 (57. Jg.), S. 167-171.
  • Hans Ludwig Becker, Vor hundert Jahren stand Carl Auler aus Simmern in militärischen Diensten der Türkei. Aus der Geschichte der Hedschas-Bahn, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2004 (60. Jg.), S. 100-104.

Verfasser

  • Carl Auler-Pascha, Die Hedschasbahn. Auf Grund einer Besichtigungsreise und nach amtlichen Quellen, Ergänzungsheft Nr. 154 zu „Petermanns Mitteilungen“, Gotha 1906.
  • Carl Auler-Pascha, Die Hedschasbahn. II. Teil. Von Ma‘ àn bis El‘Ula. Auf Grund einer zweiten Besichtigungsreise und nach amtlichen Quellen, Ergänzungsheft Nr. 161 zu „Petermanns Mitteilungen“, Gotha 1908.

Hans Ludwig Becker, Mönchengladbach
Heft 125 | Stand: 07/2004