† 13.12.1516 in Würzburg
Vater: Johannes (de Heidenburg) Cellers/Zell
Mutter: Elisabeth (de Longuich)
Biografie
Johannes wurde in Trittenheim über dem Moseltal als Sohn eines Winzerehepaares geboren, das dorthin zugezogen war. Nach dem frühen Tod des Vaters erhielt er einen Stiefvater mit Namen Zell/Cell, mit dem er sich zeitlebens nicht verstanden hat. Auch dadurch konnte der intelligente Junge seinen Neigungen und Wünschen nicht frönen, die ihn beschäftigten. Lediglich mit einem Stiefbruder Jakob hatte er ein gutes Verhältnis. Dennoch frühzeitig – wie damals üblich – durch einen Pfarrer etwas ausgebildet, wie er u.a. in der Sponheimer Chronik selbst berichtet, konnte sich Johannes schließlich nur durch eine Flucht der elterlichen Zucht entziehen und betrieb einige Zeit in Trier, danach in den Niederlanden und schließlich an der Universität Heidelberg seine Studien in Theologie, den alten Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch) und anderen Fächern. Einen Studienabschluss hat er nie erreicht.
Bei einer Fußwanderung nach Hause im Jahre 1482 machte er im Benediktinerkloster Sponheim bei Kreuznach Station, kehrte auf der Weiterwanderung wegen eines Unwetters dorthin zurück und blieb dort. Er trat in den Orden ein, legte am 21. November 1482 die Mönchsgelübde ab und wurde trotz seiner Jugend am 29. Juli 1483 zum 25. Abt des Klosters gewählt.
Das kleine Kloster war zu der Zeit sehr heruntergewirtschaftet, so dass der neue Abt sich zunächst vor allem damit beschäftigen musste, es wirtschaftlich und auch im inneren Leben wieder hochzubringen, was ihm auch gelang. Er führte die Institution in die sog. Bursfelder Kongregation, eine Kloster-Reformbewegung, hinein, stieg dort zu einem der wichtigsten Männer auf, führte Visitationen in anderen Klöstern durch und verfasste viele Schriften zur Klosterzucht, zur Ordensregel u.a.m. Dann konnte er sich wieder seiner Leidenschaft widmen und schrieb viele kleinere und umfangreichere Schriften bzw. sammelte sie, ließ sie von seinen oft analphabetischen Mönchen abschreiben, einbinden und in die bis auf schließlich über 2200 Exemplare angewachsene Bibliothek einstellen. Es handelte sich um theologische Schriften, sehr viele Briefe, Reden und Predigten – wie damals üblich -, historische Schriften, hagiographische Schriften (über Heilige und Märtyrer), auch um Geheimschriftsfragen, Kurzschriftprobleme, Magiertum (Zauberei!), wegen denen er sehr bald weit berühmt wurde: Viele Besucher kamen ins Kloster, korrespondierten mit ihm, sandten Anfragen und vieles mehr. Bald jedoch kam es zu Kritiken an vor allem den historischen Schriften: Chronik des Klosters Sponheim, Chronik des Klosters Hirsau im Schwarzwald – in einer 2. Bearbeitung „Hirsauer Annalen“ benannt –, ferner eine Chronik der Erbfolge der Herzöge von Bayern und der Pfalzgrafen bei Rhein und eine Chronik über den Ursprung des Volkes der Franken (zurückgeführt bis auf Troja!), worin er es mit der Wahrheit nicht immer so genau nahm. Wenn Quellen fehlten, erfand er solche, darunter einen Chronisten „Hunibald“. Da er bei Rückfragen auswich und immer neue Texte „fand“, verlor er seine Glaubwürdigkeit u.a. bei Kaiser Maximilian I. und vielen der berühmten Briefpartner.
Trithemius wollte – wie in seiner Zeit durchaus üblich – berühmt werden, viel schreiben, vielen Sachgebieten und damit allen Wissenschaften seiner Zeit gerecht werden. Dies hat er erreicht, aber – von heute gesehen – mit vielen Einschränkungen, berechtigter Kritik und unter Verlust an Glaubwürdigkeit – ein typischer Gelehrter seiner Zeit!
Aus mancherlei Gründen, auch durch seine vielen Tätigkeiten außerhalb des Klosters Sponheim, geriet er nach und nach in Gegensatz zu den Mönchen. Schließlich verließ er sie, als der Bayerische Erbfolgekrieg 1504/05 auch Sponheim erreichte. Nach Aufenthalten in Heidelberg, Bonn, Köln und Treffen mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie Kaiser Maximilian I. in Köln, Kurfürsten u.a.m. resignierte er endgültig und nahm dann die Leitung des kleinen Würzburger Schotten-, später Benediktinerklosters St. Jakob an, wo er von 1506 bis zu seinem Tod lebte und wirkte, vor allem wieder schrieb. Sein Grabmal steht heute in der Würzburger Kirche Neumünster. Der Nachlass liegt, soweit erhalten, weit verstreut, z.T. im Bayerischen Staatsarchiv Würzburg und in Boston/USA.
Literatur
- Klaus Arnold, Johannes Trithemius (1462-1516), 2., neue bearbeitete Auflage Würzburg 1911 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstiftes Würzburg 23) – darin Werkverzeichnis, Schriften, Quellen und Literatur
- Alfons Friedrichs, Vielseitiger Gelehrter und Humanist, in: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel 5/2013.
- Paul Lehmann, Merkwürdigkeiten des Abtes Johannes Trithemius, in: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, Jg. 1961, Heft 2
- Werner Vogt, Abt Johannes Trithemius von Sponheim, in: Ebernburg-Hefte 20 (1986), S. 7ff. (Sonderdruck aus den Blättern für Pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde)
Dr. Werner Vogt, Bad Sobernheim
Heft 157 | Stand: 02/2015