Sandkuhl, Gerhard

Gerhard Sandkuhl
* 02.01.1863 in Berlin
† 19.12.1911 in Wiesbaden
Vater: Gustav Sandkuhl

Biografie

Gerhard August Ludwig Karl Sandkuhl wurde am 2. Januar 1863 in Berlin als Sohn des Ingenieur-Offiziers Gustav Sandkuhl geboren. Gerhard Sandkuhl, evangelisch getauft und erzogen, ging zunächst auf eine Privatschule und in das Vorgymnasium in Stettin. Den Einsatzorten seines Vaters folgend besuchte er dann das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Köln (1871-74) und das Königliche Wilhelms-Gymnasium in Berlin (1874–80). Bis zu seinem Abitur (Ostern 1882) war er dann wieder Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Köln.

Nach dem Abitur startete er seinen Militärdienst beim Rheinischen Pionierbataillon Nr. 8 in Koblenz, dem er bis auf die Unterbrechungen durch seine Kriegs- und Ingenieurschulzeit bis August 1886 angehörte. Auf eigenen Wunsch kam er dann zum Eisenbahnregiment nach Berlin. Nach einer heftigen rheumatischen Erkrankung wurde er nach Mainz versetzt. Aufgrund des Rheumaleidens war er jedoch den Anstrengungen des Militärdienstes nicht mehr gewachsen. Im Frühjahr 1892 wurde er verabschiedet; noch im gleichen Jahr wurde er zum Premierlieutenant befördert. Seit 1888 war er mit Magdalene Delius verheiratet, der Tochter des früheren Landrates aus Mayen. Die Ehe blieb kinderlos.

Eine berufliche Neuorientierung musste nun erfolgen: Ab Mai 1892 arbeitete er sich beim Landratsamt in Cochem ins Verwaltungsfach ein. Von November 1982 bis Februar 1893 übernahm er mit „vollkommener Zufriedenheit“ des Cochemer Landrates die Vertretung des erkrankten Bürgermeisters in der Landbürgermeisterei Ediger.

Der Kirchberger Bürgermeister Heinrich Schulze musste Ende 1892 sein Amt wegen Dienstvergehens aufgeben. In jener Zeit waren die beiden hauptamtlichen Stellen eines Stadtbürgermeisters und eines Landbürgermeisters in Personalunion besetzt. Der Stadtbürgermeister wurde von der Stadtverordnetenversammlung gewählt; dieser wurde dann gewöhnlich vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz auch zum Bürgermeister der Landbürgermeisterei Kirchberg berufen. Mit Wirkung vom 28. Februar 1893 übernahm Sandkuhl die kommissarische Verwaltung der beiden Bürgermeisterstellen in Kirchberg.

Nach der Ausschreibung, an der 60 Bewerber teilnahmen, wurde Sandkuhl von der Stadtverordnetenversammlung am 27. Juni 1893 einstimmig gewählt. Seine erste zwölfjährige Amtszeit begann dann am 11. Juli 1893. Bereits ein Jahr später konnte er den schon mehrere Jahrzehnte diskutierten Plan des Neubaus einer katholischen Schule verwirklichen.

Sein besonderer Einsatz galt der Schaffung einer zentralen Wasserversorgung mit dem Wasserturm (1. August 1900) und dem Anschluss Kirchbergs an das Eisenbahnnetz (14. Juli 1901). Als vaterländisch gesinnter preußischer Beamter forcierte er auch die Anlage des Kai sergartens in der Kappeler Straße (1898) und den Bau eines Kriegerehrenmals auf dem Marktplatz (1899).

Trotz seiner vielfältigen Erfolge hatte Sandkuhl in der Stadtverordnetenversammlung viele Gegner. Vielen schien das Modernisierungstempo zu hoch; so verhinderten die Stadtverordneten Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst auch den Bau eines städtischen Elektrizitätswerkes. Sandkuhl war zudem dafür bekannt, dass er die Ortspolizeigeschäfte streng handhabte. Anfang 1905 versagte die Stadtverordnetenversammlung Sandkuhl lange Zeit die Wiederwahl, obwohl sich der Regierungspräsident und der Oberpräsident der Rheinprovinz sehr für die Wiederwahl einsetzten. Auf diesen höheren Verwaltungsebenen war man mit Sandkuhls Amtsführung hoch zufrieden. Nach Ablauf der ersten Amtsperiode war Sandkuhl von Juli 1905 bis Anfang Januar 1906 nur noch Bürgermeister der Landbürgermeisterei; die Stadtgeschäfte wurden vom langjährigen 1. Beigeordneten Karl Gaß geführt. Rund um die Wiederwahl tobten im „Kirchberger Anzeiger“ regelrechte „Leserbriefschlachten“. Erst nach Ergänzungswahlen zur Stadtverordnetenversammlung kam am 4. Januar 1906 die Wiederwahl Sandkuhls zum Stadtbürgermeister zustande. Sandkuhl bekam nun auch die von ihm lang ersehnte Zustimmung zum Bau eines städtischen Elektrizitätswerkes, das am 7. Oktober 1907 eröffnet werden konnte.

Zu den unerfüllten Projektwünschen Sandkuhls gehörten der Bau einer Kanalisation, der Bau einer Molkerei und die Eingemeindung der damals noch selbständigen Nachbargemeinde Denzen. Die Verwirklichung dieser Vorhaben blieb seinen Nachfolgern vorbehalten. Unermüdlich kämpfte Sandkuhl – jedoch letztendlich vergeblich – für den Bau eines Krankenhauses in Kirchberg. Zahlreiche Spendenaktionen wurden von ihm zugunsten dieses Projektes durchgeführt.

Im Jahre 1909 verschlimmerte sich sein Rheumaleiden. Bald darauf kamen eine Nierenerkrankung und ein Nervenleiden hinzu. Es folgten mehrere längere Kuraufenthalte in Wiesbaden, wo er schließlich am 19. Dezember 1911 verstarb. Zahlreiche Vertreter der Stadt und aus der Landbürgermeisterei Kirchberg nahmen am 22. Dezember an der Trauerfeier in Mainz teil, wo Sandkuhl auch beerdigt wurde; seine Witwe übersiedelte nach Mainz.

Seit 1954 erinnert die „Sandkuhlstraße“ an den verdienten Bürgermeister. Der Wasserturm ist heute noch das weithin sichtbare wichtigste Zeugnis vom Wirken des Bürgermeisters Gerhard Sandkuhl in Kirchberg.

Dr. Hans Dunger, Kirchberg
Heft 133 | Stand: 07/2007