Pies, Dr. Eduard

Dr. Eduard Pies
* 18.03.1896 Kappel
† 30.10.1956 Kastellaun
Vater: Jacob Pies, Knochenheilpraktiker in Kappel
Mutter: Anna, geb. Feilzer

Biografie

Eduard Theodor Pies wurde am 18. März 1896 in Kappel als Sohn des dortigen Knochenheilpraktikers Jacob Pies und seiner Ehefrau Anna, geb. Feilzer, geboren. Er ist ein Nachkomme des Stammvaters der Hunsrücker Knochenflicker Diederich Pies (1590–1666), wobei Eduards Vorfahren in ununterbrochener Tradition die Kunst des Knochenflickens ausübten. So auch Eduards Bruder, der Knochenheilpraktiker Robert Pies (1902–1973) in Kappel, und seine Vettern, die Knochenheilpraktiker Peter Pies (1875–1961) in Emmelshausen und Jacob Pies (1877–1941) in Dorweiler. Letzterem hat der Schriftsteller Werner Helwig in seiner Erzählung „Der Äskulap des Hunsrück“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Eduards Söhne Dr. med. Werner Pies (1924–1951) und Dr. med. Franz Pies (* 1929), der bis vor wenigen Jahren in Kastellaun praktizierte, wurden ebenfalls Ärzte, während die Tochter von Franz Pies, Dr. med. dent. Jeanette Pies (* 1962), Zahnärztin wurde.

Eduard Pies besuchte die Gymnasien in Boppard und Andernach bis zur Unterprima. 1915 trat er als freiwilliger Soldat in die Wehrmacht ein und nahm bis zum Waffenstillstand im November 1918 an den Kämpfen der West- und Ostfront teil. 1919 erhielt er das Reifezeugnis in Koblenz und studierte Medizin an den Universitäten Gießen und Würzburg, wo er 1922 das Staatsexamen bestand und mit der Dissertation „Frakturen, welche der praktische Arzt behandeln kann nebst den Behandlungsmethoden“ zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Danach ließ er sich als Knochenspezialist zuerst in Blankenrath und später in Kastellaun nieder. Mit seiner Doktorarbeit begründete Dr. Eduard Pies das alte Handwerk der Piese wissenschaftlich und verriet u.a. die in der Familie seit Generationen überlieferte Technik, Knochenbrüche und Verrenkungen erfolgreich zu behandeln. Dabei gab er auch einige wirksame Rezepturen preis, welche seine Verwandten, die Salbenkocher Pies aus dem Haus Scholthese in Dommershausen, herzustellen wussten.

Am 11. November 1923 heiratete Eduard Pies mit Else Feilzer (* 12.04.1898 in Hambach bei Heppenheim, † 16.05.1994 in Kastellaun) eine entfernte Verwandte, die ihrem Mann als Hebamme eine treue und sachkundige Helferin war. In einem Brief von 1973 berichtete sie an das Pies-Archiv über ihre Tätigkeit: „Es war eine Pionier-Arbeit – oft kein Licht, auch kein Wasser, oft im hohen Schnee im Pferdeschlitten. Die Frauen haben auf Viehdecken entbunden, denn Leinen war zu schade!“ Ihr Hebammeninstrumentarium, mit dem sie in den langen Jahren ihrer Tätigkeit viele Hunsrücker ans Licht der Welt befördert hatte, ist heute im Museum der „Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück“ in Dommershausen zu sehen.

Eduard Pies war ein hervorragender Diagnostiker und Praktiker. Das beweist u.a. ein Bericht des Lehrers Groebel aus Reckershausen vom 15. Dezember 1930 in seiner Schulchronik. Da heißt es, dass seine Tochter plötzlich zu hinken begann. Ein Arzt in Remagen stellte die Diagnose auf spinale Kinderlähmung. Diese wurde von einem Professor der Kinderklinik in Bonn bestätigt. Der daraufhin benachrichtigte Hausarzt der Familie in Kirchberg kam zum gleichen Ergebnis, worauf der Kreisarzt von Simmern die bei einer solchen ansteckenden Krankheit üblichen Maßregeln anordnete. In dem Bericht heißt es dann zum Schluss: „Das Interessante bei der ganzen Angelegenheit ist nun, daß die Krankheit gar keine Kinderlähmung war. Wir zogen nämlich noch Dr. Pies von Blankenrath hinzu, ein Spezialist für Knochenbrüche und Verrenkungen. Derselbe stellte, entgegen allen anderen Ärzten, die Diagnose auf Verkrümmung des rechten Oberschenkels und anschließende Verknorpelung und bewies diese Diagnose durch eine Röntgenaufnahme. Auf Grund seiner Behandlung war das Kind nach 14 Tagen gesund.“

Dr. Eduard Pies und seine Frau Else waren auf dem ganzen Hunsrück bekannt und überaus beliebt. Und der Volksmund wusste von ihnen: „Der Pies hilft in Knochen, die Pies in den Wochen.“

Literatur (Auswahl)

  • Josef Treis, Vor 100 Jahren … Ärzte im Mosel-Hunsrück-Raum, in: Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1997, S. 203 f.
  • Eike Pies, Geschichte der Hunsrücker Knochenflickerfamilie Pies. Feldscherer und Chirurgen, Salbenkocher, Heilpraktiker und Ärzte, 3. Auflage Dommershausen-Sprockhövel 2001.

Dr. Eike Pies, Sprockhövel
Heft 133 | Stand: 01/2007