Meckel, Heinrich

Heinrich Meckel
* 16.07.1884 in Mülheim/Ruhr
† 19.01.1938 in Simmern/Hunsrück
Vater: Friedrich August Erhard Meckel (1860–1911)
Mutter: Agnes, geb. Siepmann (1861–1887)

Biografie

Der von 1917 bis 1938 in Simmern als Stadt- und Amtsbürgermeister wirkende Heinrich Meckel kam 1884 als Sohn des Kaufmanns Friedrich Meckel und seiner Frau Agnes in Mülheim an der Ruhr zur Welt. Sein Vater betrieb in den Boomjahren nach der Reichsgründung mehrere Unternehmen, u. a. zwei Brauereien und eine Ziegelei. Heinrich besuchte das städtische Gymnasium in Mülheim, legte mit 17 Jahren die Reifeprüfung ab und studierte anschließend in Marburg, Heidelberg und Münster Rechtswissenschaften. Prägend für den Studenten Heinrich Meckel war die Mitgliedschaft in zwei Studentenverbindungen, zunächst im Marburger Corps Teutonia und nach seinem Wechsel nach Heidelberg im dortigen Corps Suevia.

Während der Referendarzeit erlitt Meckel eine Netzhautablösung, konnte sein Referendariat nicht fortsetzen und trat in eine der Brauereien seines Vaters in Moers ein. Fatalerweise hatte sich Heinrichs Vater mit den geschäftlichen Aktivitäten verschätzt. Um 1910/11 offenbarte sich der finanzielle Ruin, eine Duisburger Großbrauerei übernahm den Familienbetrieb und aus dem Brauereidirektor Heinrich Meckel wurde ein Angestellter in der übernehmenden Großbrauerei. Den beruflichen Schicksalsschlägen stand privates Glück gegenüber. Noch als Referendar lernte Meckel Paula Ruppersberg kennen. Die beiden heirateten 1909. 1910 und 1913 kamen die Kinder Hans und Hedwig zur Welt.

Im Ersten Weltkrieg, an dem Meckel aufgrund seiner Sehschwäche nicht teilnehmen konnte, empfahl er sich als Vertreter für im Feld stehende Bürgermeister. Bereits nach wenigen Wochen trat er seine erste Stelle an. Es ging in Etappen von Altenahr, Brodenbach, St. Goar und Boppard bis zur Position als Stadt- und Amtsbürgermeister in Simmern ab 1917. Zunächst hatte er sich mit Versorgungsengpässen sowie französischen Einquartierungen und daraus folgender Wohnungsnot zu befassen. 1923 widersetze Meckel sich den Anordnungen der Besatzungsmacht und wurde mit seiner ganzen Familie aus dem linksrheinischen Gebiet ausgewiesen. Erst nach 20 Monaten hoben die Franzosen den Ausweisungsbeschluss im Oktober 1924 auf und die Meckels konnten nach Simmern zurückkehren. In den Folgejahren wurden Straßen angelegt, moderne Kanalisationen und zahlreiche städtische Häuser gebaut. 1928 konnte der Bau des heute noch als Naturfreibad genutzten Hindenburgbades realisiert werden. Kennzeichnend war für Meckel ein autoritärer Führungsstil. Seinen klaren Anweisungen hatte man sich nicht zu widersetzen.

1933 endete mit der Regierungsübernahme Adolf Hitlers Meckels Zeit als selbstständig agierender Bürgermeister. Er blieb im Amt, konnte aber mit dem Typus fragwürdiger Autoritäten in braunen Hemden wenig anfangen. Als Beispiel für sein Verhalten in dieser Zeit soll die Umbenennung des Hauptstraßenzuges Ober-, Markt und Schlossstraße in Adolf-Hitler-Straße dienen, gegen die sich Meckel im Bunde mit einigen Vertrauten, zu denen vor allem Regierungslandmesser Alfred Schöllhammer gehörte, zur Wehr setzte. Er schlug die damals am Rand der Stadt liegende Ludwigstraße vor, was mit den Nationalsozialisten im Simmerner Stadtrat natürlich nicht zu machen war. Die setzten die Umbenennung der Hauptstraßen im Herzen der Stadt durch. Meckel erlebte den Krieg und den völligen Untergang nicht mehr. Er starb – erst 53-jährig – im Januar 1938.

Literatur

  • Andreas Nikolay: Der Bürgermeister Heinrich Meckel (1884 – 1938), Simmern 2005. (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Simmern. Band 1)

Dr. Andreas Nikolay, Simmern
Heft 131 | Stand: 11/2006