Marx, Wilhelm

Wilhelm Marx
* 15.01.1863 in Köln
† 05.08.1946 in Bonn
Vater: Johann Marx
Mutter: Gertrud, geb. Hackenbroich

Biografie

Wilhelm Marx wurde als Sohn des Schulrektors Johann Marx (1822-1882) und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Hackenbroich (1826-1909), am 15. Januar 1863 in Köln geboren, besuchte dort zwischen 1869 und 1872 die von seinem Vater geleitete Pfarrschule St. Ursula, dann bis zur Reifeprüfung 1881 das Marzellengymnasium. Im Mai 1884 legte er an der Universität in Bonn das Erste Juristische Staatsexamen ab, im Dezember 1888 nach der Referendarzeit das Zweite. Am 8. Dezember 1888 erfolgte die Ernennung zumGerichtsassessor. Nach kurzzeitiger unentgeltlicher Beschäftigung beim Amtsgericht und beimHypothekenamt in Köln und beim AmtsgerichtWaldbröl folgte am 1. Juli 1889 ein besoldetesCommissorium beim Hypothekenamt und einigeJahre später beim Grundbuchamt in Simmern. „Mit Elan bewältigte er dort viel rückständigeArbeit, und mit wachsender Hingabe belehrte erdie skeptischen Hunsrückbauern über die Vorteile des einzuführenden Grundbuchs,“ wie derBearbeiter des Findbuchs zu seinem Nachlass (s.u.) schreibt.

Am 31. Mai 1891 heiratete Marx die SimmeranerinJohanna Verkoyen (1871-1946) aus angesehenerFamilie und schuf damit die Grundlage seinerlebenslangen Verbundenheit mit Simmern unddem Hunsrück. Auch die beiden ersten Kinder(Wilhelm, *1893, und Albert, *1894, 1915 gefallen im Osten) wurden in Simmern geboren, zweiweitere in Elberfeld (Gertrud, *1900, und Josef,*1903), wohin Marx im Juni 1894 ans Landgericht berufen wurde. Die weiteren beruflichenStationen waren: 10. April 1904 Ernennung zumLandgerichtsrat, 1. Juni 1904 Versetzung zumLandgericht Köln, 7. April 1906 Beförderungzum Oberlandesgerichtsrat, 1. Juni 1906 Wechselzum Kölner Oberlandesgericht, 1. Januar 1907Dienstantritt beim neu errichteten Oberlandesgericht Düsseldorf, 28. Januar 1921 Ernennung zumLandgerichtspräsidenten in Limburg, 27. September 1921 Berufung zum Senatspräsidenten beimBerliner Kammergericht. Mit der Ernennung zumReichskanzler schied Marx am 1. Dezember 1923offiziell aus dem Justizdienst aus.

Die politische Tätigkeit von Wilhelm Marx für die Zentrumspartei begann bereits in Simmern, verstärkte sich aber erst in Elberfeld. Am 3. Januar 1899 wurde er Vorsitzender des Elberfelder Zentrums-Vereins, am 22. Juni 1899 preußischer Landtagsabgeordneter (ununterbrochen bis zum 15. Januar 1921), Reichstagsabgeordneter durchNachwahl am 2. März 1910 (bis zum 10. Juni1932; Mandatsverzicht). Seit 1906 war Marxstellvertretender Vorsitzender der RheinischenZentrumspartei, seit 1908 Parteivorsitzenderin Düsseldorf. 1917 stieg er in den Vorstandder Reichstagsfraktion auf, am 27. September1921 wurde er dessen Erster Vorsitzender (bisDezember 1923 und noch einmal im April/Mai1926). Im Januar 1922 übernahm Marx die Leitung der Gesamtpartei (bis Dezember 1928). Am30. November 1923 wurde Marx Reichskanzler,gestützt auf eine bürgerliche Minderheitskoalition aus DDP, DVP, BVP und Zentrum. Nachdem Rücktritt dieser Regierung am 26. Mai 1924 gelang Marx erneut eine Kabinettsbildung, dienach den Reichstagswahlen von 1924 zurücktrat (Marx selbst am 15. Januar 1925).

Am 10. Februar des gleichen Jahres ließ sich Marx zumPreußischen Ministerpräsidenten wählen, fandaber im Preußischen Landtag keine Regierungsmehrheit und trat schon am 4. April 1925 wiederzurück. Eine Kandidatur zum Reichspräsidentenscheiterte knapp im zweiten Wahlgang am 26. April 1925. Am 20. Januar 1926 trat Marx alsReichsjustizminister und Reichsminister für diebesetzten Gebiete in das zweite Kabinett Lutherein. Nach dessen Rücktritt im Mai 1926 bildeteMarx seine dritte bürgerliche Minderheitsregierung, wurde jedoch am 17. Dezember 1926 durcheinen Misstrauensantrag der SPD gestürzt. Seinviertes und letztes Kabinett bildete Marx am 29. Januar 1927, diesmal unter Einschluss der DNVPals Mehrheitsregierung, die bis zum 12. Juni 1928hielt. In der zweiten Märzhälfte 1933 schied Marxvollständig aus der Politik aus und zog sich nachBonn zurück, wo er am 5. August 1946 starb.

Nachlass

Der Nachlass befindet sich im Historischen Archiv der Stadt Köln (vgl. Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Hefte 52-56).

Literatur

  • Ulrich von Hehl: Wilhelm Marx 1863-1946. Eine politische Biographie. Mainz 1987.
  • Josef Marx: Ein Richterleben auf dem Hunsrück vor 100 Jahren. In: Hunsrücker Heimatblätter Nr. 47 (März 1980), S. 234-239.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 121 | Stand: 06/2003