Imig, Jakob

Jakob Imig
* 17.01.1905 in Louisendorf (Kreis Kleve)
† 27.10.1994 in Kalkar (Kreis Kleve)
Vater: Johann Karl Imig
Mutter: Helene, geb. Lange

Biografie

Als „echter Bauer aus Schrot und Korn“, wie er später einmal charakterisiert wurde, wurde Jakob Imig am 17. Januar 1905 auf dem elterlichen Hof in Louisendorf als ältester Sohn des Landwirtes Johann Karl Imig und seiner Ehefrau Helene geb. Lange, geboren. Diesen Hof an der Pfalzdorfer Straße hat er nur zur Ausbildung und in Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg verlassen. Von 1911 bis 1919 besuchte er die Volksschule in Louisendorf. Die Wintersemester der Jahre 1923 bis 1925 nutzte er, um sich an der landwirtschaftlichen Schule in Kleve auf seinen vorgezeichneten Beruf als Landwirt vorzubereiten. Dem schloss sich ein Fremdjahr in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Helderloh im damaligen Kreis Rees vom 1. April 1927 bis zum 30. März 1928 an.

Am 17. Mai 1934 heiratete er Luise Rocker aus Louisendorf. Wie in der Landwirtschaft zur damaligen Zeit üblich, übernahm er folgerichtig am 28. November 1939 die Leitung des elterlichen Betriebes. Der 2. Weltkrieg ging auch an Jakob Imig nicht spurlos vorüber: Nach Flucht und Heeresdienst geriet er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er Anfang Juni 1945 zurückkehrte. Er fand seinen Hof zu 80% zerstört vor und baute ihn bis 1956 wieder auf. Nach Ausbildung und Versorgung seiner drei Kinder übergab er seinen Hof am 1. November 1964 wiederum an seinen ältesten Sohn. Dies gab ihm Gelegenheit, wesentlich intensiver seinen Interessensgebieten außerhalb seines Berufes nachzugehen.

Da ihm der Besuch weiterführender Schulen aufgrund seines vorgezeichneten beruflichen Werdegangs verweigert wurde, nutzte Jakob Imig schon sehr früh sämtliche sich ihm bietende Gelegenheiten, sich als Autodidakt in seinen vielseitigen Interessensgebieten Musik, Literatur, Geschichte und Familienkunde weiterzubilden. Bereits im Alter von 14 Jahren wurde er vom Louisendorfer Pfarrer Oppel am Harmonium ausgebildet, was schließlich dazu führte, dass er ab 1946 bis 1986 zunächst in der evangelischen Kirchengemeinde Moyland, ab 1971 bis 1986 auch in Louisendorf als Organist tätig war.

Bereits in frühester Jugend entwickelte er ein inniges Verhältnis auch zur Dichtkunst. 1923 entstanden die ersten Werke in Hochdeutsch und auch in Pfälzer Mundart, die teilweise 1966 und 1980 in den Büchern „Pälzersche Gedichte“ und „Gereimtes un Ungereimtes uff pälzersch“ durch den Pfälzerbund am Niederrhein, aber auch in vielen weiteren Publikationen weit über den Niederrhein hinaus veröffentlicht wurden.

Hauptinteressengebiet aber war die Geschichts- und Familienforschung der Pfälzer am Niederrhein. Anstoß dazu gab wohl das 100-jährige Bestehen Louisendorfs im Jahre 1920. Einen wesentlichen Anteil seiner Forschungen nahm zunächst die Abschrift von Kirchenbüchern mehrerer Jahrhunderte der umliegenden Kirchengemeinden, später auch die der ostfriesischen Tochtersiedlungen, die bis heute die Basis für viele Ahnenforscher bilden, in Anspruch. Viele Kirchenbücher, die im Zweiten Weltkrieg verschollen sind, konnten nach seinen Aufzeichnungen wieder hergestellt werden. Erstes Ergebnis seiner zigtausend Abschriften war die Vorlage des ersten Dorfsippenbuches in der Rheinprovinz im Jahre 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jakob Imig zum Archivpfleger des Kirchenkreises Kleve (21. April 1953) bestellt.

Als im Jahre 1951 der Tag des 200-jährigen Bestehens der ehemals reformierten Kirchengemeinde in Pfalzdorf unbemerkt verstrich, schrieb er aus seinen zur Verfügung stehenden Unterlagen einen Aufsatz, der den ersten veröffentlichen Beitrag in einer Tageszeitung (Rheinische Post) in Sachen Geschichtsforschung darstellte.

1955 war er maßgebend an der Gründung des Pfälzerbundes am Niederrhein e.V. beteiligt. Die Gründung war u.a. seinen Kontakten in den Hunsrück, hier speziell zu Studienrat i.R. Ernst Siegel aus Simmern, zu verdanken. Sinn der Gründung war u.a. der Geschichte der Pfälzer am Niederrhein eine „tragende Plattform“ zu geben. Aufgabe war und ist u.a. die Pflege der Beziehungen zur Heimat und den Tochtersiedlungen. Ab 1968 hat der Pfälzerbund das Jahresheft „Pfälzer am Niederrhein, Heimatblätter für Geschichte, Brauchtum- und Mundartpflege“ herausgegeben, dessen Schriftleitung Jakob Imig bis 1992 inne hatte. Neben vielen Beiträgen, die er für dieses Heft schrieb, wurde er immer wieder gebeten, die Geschichte der Pfälzer am Niederrhein auch in anderen Publikationen wie dem „Hunsrückkalender“ und den „Hunsrücker Heimatblättern“, aber auch z.B. dem „Verein Linker Niederrhein“ zu veröffentlichen.

Für seine zahlreichen Arbeiten wurde Jakob Imig vielfach geehrt, u.a. mit dem Rheinlandtaler und dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

Als Jakob Imig 1994 kurz nach seiner Goldhochzeit verstarb, vermachte er alle seine Unterlagen der Gemeinde Bedburg-Hau mit der Auflage, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Jakob-Imig-Archiv wurde im Jahre 2005 in der ehemaligen Schule in Louisendorf eröffnet und wird heute auch durch den Pfälzerbund am Niederrhein e.V. betreut.

Quellen

  • Jakob Imig, Aus meinem Leben, in: Pfälzer am Niederrhein – Heimatblätter für Geschichte, Brauchtum und Mundart pflege 8 (1975), S. 254-270.
  • Franz Matenar, Jakob Imig zum 70. Geburtstag, in: Pfälzer am Niederrhein 8 (1975), S. 249-253.
  • Helmut Lange, Wir trauern um Jakob Imig aus Louisendorf, in: Pfälzer am Niederrhein 28 (1995), S. 943f.
  • Helmut Lange, Die Ehrenmitglieder des Pfälzerbundes am Niederrhein, in: Pfälzer am Niederrhein 36 (2003), S. 256-262.
  • Gespräche des Autors mit dem Sohn Jakob Imigs, Herrn Karl Imig, im Oktober 2011.

Jürgen Graven, Louisendorf
Heft 149 | Stand: 12/2011