Hesser, Joseph M. SVD

Joseph M. Hesser SVD
* 29.09.1867 in Lahr (Hunsrück)
† 15.06.1920 in Taikia-chuang (China)
Vater: Peter Hesser (Bauer und Schreiner)
Mutter: Maria Magdalena, geb. Friedrich

Biografie

Joseph Hesser entstammte der tiefreligiösen Lahrer Bauernfamilie Schnäjrasch. Sein früh gehegter Wunsch, Missionar zu werden, wurde von dem Lützer Pfarrer Eutenbach gefördert und von der Witwe Magdalena Häbler (Petershäuserhof) finanziell unterstützt. Am 7. Oktober 1882 wurde Joseph Hesser in Steyl als Schüler aufgenommen, am 5. Oktober 1889 trat er ins Noviziat ein und am 25. Juni 1893 wurde er in St. Gabriel bei Wien zum Priester geweiht. Nachdem er auf dem Petershäuserhof seine Primiz gefeiert hatte, reiste er am 17. September nach China. Bei ihm war auch Georg M. Stenz SVD (1869-1928), der im November 1898 am Vorabend des Boxeraufstands schwer misshandelt wurde.

Zunächst war Joseph Hesser Wandermissionar, Kaplan und Rektor in Chüchow. Anschließend leitete er von 1899 bis 1919 die Katechistenschule zu Tsining. Er zeichnete sich durch glühenden Seeleneifer, große Geduld, Pünktlichkeit und Genauigkeit aus und wurde schon zu Lebzeiten als „heiligmäßig“ verehrt. Nach Ausweis seines Bruders Aloys (1881-1962), ebenfalls Missionar in China, soll es nach seinem Tod sogar Bestrebungen gegeben haben, einen Seligsprechungsprozess einzuleiten. Andererseits war Pater Hesser aber auch unbequem und eigensinnig. So war er von Chüchow nach Tsining versetzt worden, weil er einigen Räubern zu heftig ins Gewissen geredet hatte. Besondere Bedeutung maß er dem Beichte-Hören bei, aber der Provinzial berichtete, dass niemand wegen seiner Strenge bei ihm beichten wollte. Aloys Hesser schrieb hingegen, dass sein Bruder ein beliebter Beichtvater gewesen sei, von dem es noch lange nach seinem Tod hieß: „Wer bei P. Hesser gebeichtet hat, der kann ruhig sterben.“

Joseph Hesser veröffentlichte 22 Bücher in chinesischer Sprache. Darunter waren theologische Werke (Biblische Geschichte des Alten- und Neuen Testaments, Übersetzung des Trierer Katechismus etc.) und religiöse Erbauungsbücher, sowie die erste chinesische Grammatik (1905) und eine Sammlung chinesischer Sprichwörter (1909). Letztere half den Missionaren, ihre Predigten volksnah zu formulieren. Seine Bücher diktierte Joseph Hesser einem Mitarbeiter während des Essens, wobei ein zweiter darauf achtete, dass er keine Fehler machte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die meisten unter 60-jährigen Deutschen aus China ausgewiesen. Joseph Hesser war zwar erst 52 Jahre alt, wurde aber auf über 70 geschätzt. Als er sein korrektes Alter angab, soll der Ortsmandarin entschieden haben: „wegen Ehrlichkeit nicht ausgewiesen“. Im Oktober 1919 wurde Joseph Hesser zum provisorischen Leiter des Exerzitienhauses in Taikiachuang ernannt, wo er am 20. Juni 1920 nach dreiwöchiger Krankheit starb.

Quellen / Literatur

  • Aloys Hesser, Chronik oder kurze Erinnerung an die Familie Schneirasch (Peter Hesser) zu Lahr 1843-1946 (Manuskript im Privatarchiv Hans-Peter Färber, Lahr).
  • Johannes Fleckner SVD (Hrsg.), So waren sie – Steyler Missionare aus 19 Ländern, Band 4 Steyl o. J.
  • Persönliche Mitteilung von Prof. Dr. Pater Roman Malek SVD, St. Augustin.

Dr. Norbert J. Pies
Heft 142 | Stand: 12/2009