Hermkes, Prof. Bernhard Franz Joseph

Prof. Bernhard Franz Joseph Hermkes
* 30.03.1903 in Simmern
† 17.04.1995 in Hamburg
Vater: Joseph Martin Herbert Hermkes
Mutter: Dorothea Wilhelmine Laura, geb. Ulrichs

Biografie

In der Zeit des Aufkommens der Ersten Grundbücher kam J.M.H. Hermkes mit seiner Familie als Leiter des Katasteramtes 1897 von Aurich nach Simmern. Hier wurde am 30. März 1903 Bernhard Hermkes geboren. Nach dem baldigen Umzug der Familie (1909) wuchs er in Remscheid auf und begann nach der Schulzeit ein Architekturstudium an der TH München (Theodor Fischer, German Bestelmeyer), bevor er zur TH Berlin-Charlottenburg (Hans Poelzig) wechselte. Zwischen 1921 und 1926 war Hermkes Mitarbeiter von Ernst May in Frankfurt, im Architekturbüro Bensel & Kamps in Hamburg absolvierte er ein Praktikum. 1926 erwarb er an der TH Stuttgart bei Paul Bonatz das Diplom.

Seine Orientierung an der modernen Architektur des „Neuen Bauens“ führte ihn erneut nach Frankfurt. Nach einer Tätigkeit beim dortigen Stadtplanungsamt bei Adolf Meyer machte er sich 1927 selbständig und schuf das Wohnheim für berufstätige Frauen (Ledigenheime, Adickesallee, Plantenstraße) mit modernen Einbaumöbeln, optimierter Belichtung und Durchlüftung („befreites Wohnen“). 1929 wurde er mit erst 26 Jahren für drei Jahre Fachlehrer an der Werkkunstschule Offenbach.

Zwischen 1933 und 1935 arbeitete Hermkes als freier Architekt, bevor er bei Herbert Rimpl (Heinkelwerke Oranienburg) und ein Jahr später bei Wilhelm Wichtendahl (Messerschmidtwerke Regensburg, Bauleiter des MAN-Motorenwerks Hamburg) angestellt wurde. Später hat man diese Zeit, in der moderne Architekten die NS-Zeit überbrückten, als „Zuflucht im Industriebau“ bezeichnet.

Von 1944 bis zum Kriegsende musste Hermkes Kriegsdienst leisten und wurde zur Berechnung von Schusstafeln für die Artillerie eingesetzt. Nach der Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft ließ er sich mit einem eigenen Büro in Hamburg nieder. Beim Wiederaufbau von Bäckereien und dem „Hamburg Project“ im Auftrag der englischen Besatzungsmacht gewann er rasch an Anerkennung und war 1946/47 Mitglied des Hamburger Stadtplanungs- und Landesplanungsausschusses. In der Folge widmete sich Hermkes ganz seinem Ideal der aufgelockerten und gegliederten Stadt. Es entstanden der Ernst-Reuter-Platz mit Osram-Haus und Architektur-Fakultät in Berlin, die Großmarkthalle, das Auditorium Maximum und die Kennedy-Brücke in Hamburg, die Landesbank in Kiel, das Kraftwerk in Wedel, die Motorenwerke, die Grindelhochhäuser, der Philippsturm (abgerissen) und andere Bauten für die IGA 1953 („Planten un Blomen“), das Pflanzenschauhaus für die IGA 1964 (alter botanischer Garten), alle in Hamburg. Von 1955 bis 1971 unterrichtete Hermkes als Professor an der Fakultät für Architektur der TU Berlin.

Bestimmend für Hermkes waren stets der Beton als bevorzugtes Baumaterial und die „geformte Konstruktion“. Seine Verwendung von Beton im Schalenbau und in Falttragwerken gelten als wegweisend in der Geschichte der Architektur von Großbauten. Als „Revolutionär im Kleinen“ plädierte er für eine funktionale, offene, klare, moderne und soziale Bauweise.

Bernhard Hermkes war zweimal verheiratet. Am 17. April 1995 starb er im Alter von 92 Jahren in Hamburg.

Sein beruflicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

Literatur

  • Ulrich Höhns, Grosse Formen und die Liebe zur Konstruktion, Bernhard Hermkes Hamburger Bauten, in: Werk, Bauen und Wohnen: Hamburg, 7/8, 2004, S. 37-45.
  • Gert Kähler, Bernhard Hermkes: Porträt, in: Der Architekt, 7/8, 1985, S. 335-339.

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 149 | Stand: 07/2012