Hammerschmidt, Karl

Karl Hammerschmidt
* 03.12.1892 in Buchholz/Hunsrück
† 15.11.1959 in Boppard
Vater: Nicolaus Josef Hammerschmidt (Landwirt und Bahnarbeiter)
Mutter: Gertrud. geb. Schneider

Biografie

Karl Hammerschmidt stammte aus wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen. Die sehr kleine Landwirtschaft der Eltern warf zu wenig ab, und so war der Vater zusätzlich als Rottenarbeiter bei der Bahn beschäftigt, während die Mutter einen Kleinhandel mit Seife, Waschpulver, Schuhwichse und Schnürsenkeln betrieb.

Daneben trugen Karl Hammerschmidt und seine Mutter korbweise Hähnchen durch das Ehrbachtal nach Mermut und verkauften anschließend die eingetauschten Eier in Buchholz und Boppard. Nach der Schulentlassung arbeitete Karl in den Jahren 1907 und 1908 beim Bau der Hunsrückbahn, wo er Silvio aus Sizilien kennen lernte, der ein guter Freund wurde und schon damals das Fußballspiel in Buchholz bekannt machte. 1916 wurde Karl zum Kriegsdienst in Russland eingezogen, aus dem er unverletzt heimkehren konnte. Auf dem Rückweg erlebte er in Berlin eine Massenkundgebung mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, den Anführern der Revolution, mit, ein Erlebnis, das ihn tief beeindruckte.

Am 12. November 1919 heiratete er seine erste Ehefrau Katharina Woller geb. Wallendorf, eine junge Kriegerwitwe, die schon 1928 kinderlos verstarb. Mit ihr lebte er in Boppard, wo er in einem Bauunternehmen arbeitete. Nach Katharinas Tod wandte sich Karl Hammerschmidt nach Iserlohn, wo er am 14. November 1929 die Witwe Pauline Josefine Caroline Geurtzen geb. Breitscheid ehelichte. Einen Sohn brachte diese mit in die Ehe, ein gemeinsamer Sohn wurde bald danach geboren. In Iserlohn, wo auch sein Bruder Willi arbeitete, trat Karl in die Gewerkschaft und die KPD ein. In der Folge kam es zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit der SA und NS-Formationen. Nach dem Verbot der KPD arbeitete Karl Hammerschmidt in Tarnorganisationen wie Tauben- oder Kaninchenzuchtvereinen weiter gegen die neuen Machthaber, bis er 1934 verhaftet, von der Gestapo gefoltert und zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Während der Haftzeit verstarb Karls zweite Ehefrau im Jahre 1936.

Nach der Haftentlassung gelang es ihm, über Frankreich nach Spanien zu kommen, wo er sich den Internationalen Roten Brigaden im Kampf gegen die Legion Condor und den Putschisten Franco anschloss. Hier lernte er Ernest Hemingway und den Schweizer Otto Brunner kennen. Er kämpfte vor Madrid, vor Barcelona und zuletzt im Baskenland, von wo aus sich die letzten Kämpfer 1938 nach Frankreich absetzten, wo sie interniert und sehr schlecht behandelt wurden. Zusammen mit einem amerikanischen Freund gelang ihm schließlich die Flucht. Als er in seinen Geburtsort zurückkehrte, erschütterte ihn der inzwischen vollzogene politische Wandel in seiner Heimat, den er bei der begeisterten Feier von Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1938 hautnah miterleben musste.

1939 wurde er als Arbeitssoldat zur Organisation Todt eingezogen und war zuletzt im Kubangebiet und in einem italienischen Kriegsgefangenenlager eingesetzt, wo er seinen alten Freund Silvio wiedertraf. Wegen „defätistischer“ Äußerungen wurde er 1944 verhaftet, zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt und beim unterirdischen Bau der V 1 und V 2 eingesetzt, bis er 1945 wegen Krankheit beurlaubt wurde. Mit seiner dritten Frau Franziska Regina geb. Staudt kehrte Karl nach Hause zurück. Von den fünf Kindern starben zwei noch jung.

Von den schweren Strapazen der Verfolgung hat sich Karl Hammerschmidt nie erholt. Hinzu kam die schwere Arbeit als Waldarbeiter und in der Landwirtschaft. Kleinhandel und Besenbinderei stockte die Haushaltskasse auf. Am 15. November 1959 starb Karl Hammerschmidt. Sein lebenslanger Einsatz für Menschlichkeit und soziale Gerechtigkeit war mit keiner Medaille und keinem Orden gewürdigt worden.

Quellen

  • Heinz Hammerschmidt, Ein Hunsrücker aus Buchholz, in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2011, S. 127-129.
  • Familienarchiv Hammerschmidt – Freundliche Mitteilung von Heinz Hammerschmidt (Sohn).

Dr. Achim R. Baumgarten, Simmern
Heft 145 | Stand: 10/2010